Als Ömer Özgüc (48) vor 18 Jahren eine Hypothek auf sein neues Eigenheim aufnahm, um sich als Messebauer selbstständig zu machen, sagten seine Nachbarn: "Ömer, du bist verrückt." Schließlich hatte er als Vertriebsmanager einer EDV-Firma gut verdient und außerdem war er gerade erst Vater geworden. "Ich habe die Goldgräberzeit in der Computerbranche miterlebt", sagt Özgüc. "Da wurde Tag und Nacht gearbeitet. Irgendwann war ich ausgebrannt." Zeit für die Familie blieb kaum noch, "es musste sich etwas ändern."

Nach dem Wunsch seiner Eltern, die Anfang der 70er-Jahre als Gastarbeiter aus Istanbul nach Schenefeld gekommen waren, hätte Özgüc eigentlich Bauingenieur werden sollen. Doch nach einer Lehre als Bauzeichner rückte er von dem Plan ab, weil die Bauindustrie gerade in eine Krise rutschte.

In seinem neuen Metier, dem Messebau, konnte er die Erfahrungen aus seiner Lehre gut nutzen. Die Anregung zu dem Wechsel kam von seinem Bruder, der in dieser Branche arbeitete. "Ich würde das aber alles ganz anders machen", sagte sich Özgüc: "Ich wollte gute Designer und fotorealistische Bilder für die Vorstellung der Planungen bei den Kunden." Özgücs Devise: "Man muss lieben, was man tut, man muss mit Gefühl und Leidenschaft dabei sein." Inzwischen ist die Firma Hanseatic Messebau nach Stapelfeld unmittelbar vor den Toren Hamburgs umgezogen, weil sich die Hansestadt mit der Bereitstellung geeigneter Flächen schwertat. Die 23 Beschäftigten sind auf Messen rund um den Globus tätig. Zwar hat das Unternehmen 2009 wegen der Wirtschaftskrise um mehr als fünf Prozent an Umsatz verloren. "Aber ich bin geborener Optimist", sagt Özgüc. "Wir werden wieder auf Wachstumskurs gehen. Denn Menschen müssen sich im Geschäftsleben die Hand geben. Darum sind Messen so wichtig."

Doch Özgüc ist überzeugt, dass beruflicher Erfolg nicht alles ist. "Mit den Kollegen am Arbeitsplatz verbringt man mehr Zeit als mit der Familie. Deshalb ist die Firma ein Ort, an dem die Menschen glücklich sein sollten." Als Unternehmer sei man daher verantwortlich für das Wohlergehen der Beschäftigten.

Allerdings geht das Engagement von Özgüc über die Firma hinaus. So sitzt er im Vorstand der "Hamburger Stiftung für Migranten", die es jungen Menschen erleichtern will, eine Ausbildung zu absolvieren. Trotzdem habe er sein Ziel erreicht, mehr Zeit für seine Frau und die inzwischen drei Kinder zu haben, sagt Özgüc: "Ich hoffe, dass viele Menschen die Familie wiederentdecken."