München/Hamburg. Der schwer gebeutelte Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) holt drei Monate nach der Verstaatlichung zum Befreiungsschlag aus: Das Unternehmen will mehr als die Hälfte seines Geschäfts in eine "Bad Bank" auslagern, um unbelastet von Griechenland-Anleihen, Risiko-Papieren und anderen unliebsamen Geschäften die Wende zu schaffen.

Mit einem Volumen von bis zu 210 Milliarden Euro stellt die neue "Schlechte Bank" der HRE alles andere in den Schatten. Durch die Bereinigung reduziert sich die Bilanzsumme des Konzerns um mehr als die Hälfte auf gut 160 Milliarden Euro.

Doch die Risiken verschwinden damit nicht: "Die Probleme werden nur umgebucht", sagte der Finanzexperte Wolfgang Gerke dem Abendblatt. Man versuche, den gesunden Teil in die schwarzen Zahlen zu führen und eventuell "marktgängig" zu machen.

Die HRE ist der größte Sanierungsfall der Bankenkrise in Deutschland. Der Staat musste das Institut mit Garantien über 95 Milliarden Euro und einer Kapitalzufuhr von sechs Milliarden Euro vor dem Aus bewahren.

Das Angebot, mit Unterstützung des staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin eine "Bad Bank" einzurichten, will neben der HRE bislang nur die WestLB wahrnehmen; dort geht es um 85 Milliarden Euro. Damit blieb das Echo auf dieses Angebot gering. "Das liegt hauptsächlich daran, dass mehrere Landesbanken von den jeweiligen Landesregierungen großzügige Hilfen bekommen haben", sagte Gerke. Dies gilt etwa für die BayernLB und die HSH Nordbank. So hat sich die HSH für eine interne Lösung entschieden und auf ihre "Restrukturierungseinheit" Vermögenswerte von rund 100 Milliarden Euro ausgelagert, etwa die Hälfte des Geschäfts. Allerdings soll die Europäische Union (EU) dazu drängen, die interne Abwicklungsbank doch noch unter die Regie des SoFFin zu stellen, heißt es in Finanzkreisen.

Unterdessen erwägt die Bundesregierung offenbar, die deutschen Banken an den Kosten von Finanzkrisen zu beteiligen. Es werde darüber diskutiert, einen Sicherungsfonds für den Finanzsektor einzurichten, berichtet die Onlineausgabe der "Zeit". Die Banken würden demnach dazu gezwungen, in den Fonds einzuzahlen, der dann bei der Schieflage eines Finanzinstituts einspringe.

"Von einem solchen Modell halte ich nichts", sagte Gerke dem Abendblatt. "Viel wichtiger ist es, dass die Banken dazu gezwungen werden, sich durch eine höhere Eigenkapitalquote krisenresistenter aufzustellen." Nur sei jetzt leider "der falsche Zeitpunkt" dafür, weil damit die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe leiden würde.

Allenfalls sei eine Regelung vertretbar, wonach die Banken einen bestimmten Anteil an den Dividenden und an den Boni als Risikopuffer zurücklegen müssten. Sinnvoll könne es zudem sein, den schon bestehenden Einlagensicherungsfonds zum Schutz der Sparer aufzustocken.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hatte in der Vergangenheit die Einrichtung eines Bankennotfallfonds angeregt, sich allerdings für eine Beteiligung des Staates ausgesprochen. Das lehnte die Bundesregierung jedoch ab.