Löwen/Brüssel. Ein Bierengpass droht den Belgiern zwar noch nicht, aber auf ihre Lieblingssorten müssen die Flamen und Wallonen demnächst wohl verzichten. Streikende Beschäftigte blockieren seit zwei Wochen die Produktion und Auslieferung des weltgrößten Brauereikonzerns Anheuser-Busch InBev. Sie wehren sich gegen geplante Stellenstreichungen. Weil die Menschen weniger Bier trinken, will das Unternehmen allein in Belgien 263 der mehr als 2700 Arbeitsplätze streichen.

In drei Brauereien stehe die Produktion in Belgien still, teilte der Konzern gestern im flämischen Löwen mit. Zwar sei noch genug Bier auf Lager, die Blockaden verhinderten aber die Auslieferung. In den Supermärkten leerten sich bereits die Bierregale, bestätigte der belgische Handelsverband Fedis. Die Nachrichtenagentur Belga meldete, für morgen sei das nächste Treffen von Unternehmensvertretern und Gewerkschaften geplant. Nach eigenen Angaben hat der Konzern mit Biermarken wie Stella Artois oder Leffe in Belgien einen Marktanteil von 57 Prozent. Eine Sprecherin der Supermarktkette Carrefour sagte, es sei nun Zeit für die Kunden, "andere Biere zu probieren".

AB Inbev mit Hauptsitz im flämischen Löwen beschäftigt rund 120 000 Menschen in 25 Ländern. Dem Anfang Januar vorgestellten Konzept zufolge sollen europaweit etwa 800 Stellen wegfallen, in Deutschland sollen 386 der 3000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Die Brauereien Beck's, Diebels und Spaten-Franziskaner-Löwenbräu mit Sitz in Bremen, Issum und München gehören in der Bundesrepublik zu InBev. Belgische Gewerkschafter fordern ein Treffen auf europäischer Ebene. "Wir wollen von keinen Entlassungen mehr hören", sagte Tangui Cornu vom Gewerkschaftsbund FGTB-ABVV. Bei den Beschäftigten dürfe nicht "jeder nur seinen eigenen Anteil" verteidigen.