Deutsche Hersteller müssen hingegen herbe Einbußen bei den Erlösen hinnehmen. Deutlich mehr Importe aus China.

Hamburg. Der Einstand von Rivièra Maison am Neuen Wall war verheißungsvoll. Mit 350 hochkarätigen Gästen feierte Henk Teunissen im Oktober die Eröffnung der ersten deutschen Filiale seiner Einrichtungskette. Die Entscheidung für die Hansestadt dürfte der niederländische Designer nicht bereuen: Nach Zahlen des Hamburger Einzelhandelsverbands sind die Umsätze der hiesigen Möbelbranche im vergangenen Jahr um vier Prozent weiter gewachsen.

"Viele Kunden sind bereit, für hochwertige Produkte entsprechende Summen auszugeben", sagte Wolfgang Linnekogel, Geschäftsführer des Hamburger Möbelfachverbands. "Die Nachfrage ist besonders bei Betten hoch - offenbar entwickelt sich auch bei jüngeren Leuten zunehmend ein Gesundheitsbewusstsein." Da die Kaufkraft in Hamburg deutlich besser als in anderen Großstädten sei, seien jene Geschäfte im Vorteil, die mit hochwertigen Produkten eine Nische besetzen. Das bestätigt auch Andrea Schmidt, die sich mit Das Bett an der Hudtwalckerstraße spezialisiert hat. "An den Bettenfachgeschäften ist die Wirtschaftkrise vorbei gegangen", sagt die Geschäftsinhaberin. "Wir haben unsere Umsätze im vergangenen Jahr um acht Prozent gesteigert." Auch die Hamburger Unternehmer Robert und Jens Kabs sind weiterhin auf Wachstumskurs: Im November eröffneten sie die siebte norddeutsche Filiale ihrer Kette Kabs Polsterwelt, die ihr Vater 1969 an der Lübecker Straße gegründet hatte. Ein oft genannter Grund für das gute Abschneiden bei Qualitätsmöbeln ist das sogenannte Homing oder auch Cocooning - der Drang, es sich in wirtschaftlich rauen Zeiten zu Hause gemütlich zu machen. "Es scheint, als würden sich die Werte verschieben", sagt Verbandschef Linnekogel. "Die Menschen wollen lieber ihr Heim aufwerten anstatt teure Reisen zu buchen oder Autos zu kaufen."

Dieser Trend bestätigt sich bundesweit. Im Jahr 2009 haben die Deutschen laut dem Bundesverband 29,7 Milliarden Euro für Möbel und Küchen ausgegeben, ein leichtes Plus von rund 1,5 Prozent im Vorjahresvergleich. "Im Wettbewerb um das verfügbare Einkommen der Kunden hat der deutsche Möbelhandel Marktanteile gewonnen", hieß es. Die stärkste Warengruppe seien nach wie vor Küchenmöbel mit einem Umsatzanteil von 28 Prozent gewesen. Darauf folgten Polstermöbel mit 18 Prozent sowie Schlaf- und Wohnzimmer mit jeweils zwölf Prozent.

Die deutschen Möbelhersteller hingegen erlitten einen herben Umsatzrückgang um zehn Prozent auf 18,3 Milliarden Euro. Einen Grund dafür sieht der Verband der Deutschen Möbelindustrie im steigenden Anteil von Importprodukten: Allein Möbel aus China hätten 2009 um zehn Prozent zugelegt und damit ein Importvolumen von einer Milliarde Euro erreicht. Die deutschen Hersteller erhoffen sich jetzt Impulse von der Möbelmesse IMM, dem weltgrößten Branchentreff in Köln. "Wir wollen den Verbrauchern Lust darauf machen, sich neu einzurichten", sagte Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie, zum Messeauftakt. Spätestens im Jahr 2012 wolle die Branche wieder die Umsätze aus der Zeit vor der Wirtschaftskrise erreichen.

Solche Sorgen hat der niederländische Designer Henk Teunissen mit seinem Flagshipstore am Neuen Wall nicht. "Die Umsätze haben sich in unserem neuen Geschäft fantastisch entwickelt, viel besser als wir erwartet hatten", sagte der Chef von Rivièra Maison dem Abendblatt. "Hamburg ist eben die zweitreichste Stadt in Europa - und der Neue Wall ist für uns einfach Pflicht."