Berlin. Die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA wollen gegen mögliche Billiglöhne im Schienenverkehr vorgehen. Um einen Dumpingwettbewerb unter den Eisenbahngesellschaften bei neuen Ausschreibungen zu verhindern, streben die Arbeitnehmervertretungen einen einheitlichen Branchentarifvertrag an.

Bis zum Abschluss eines solchen Tarifwerks würden keine weiteren Einzelverträge in dem Sektor mehr unterschrieben. Notfalls solle der Branchentarifvertrag auch mit Streiks durchgesetzt werden, kündigten der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner und GDBA-Chef Klaus-Dieter Hommel gestern an.

Ein solcher Branchentarifvertrag solle noch in diesem Jahr in Kraft treten. Die Vorstände beider Organisationen verabschiedeten eine entsprechende Erklärung. Kirchner und Hommel verwiesen auf den bevorstehenden Wettbewerb im Schienenpersonen-Fernverkehr, bei dem Ende des Jahres neue Strecken von Wettbewerbern der Deutschen Bahn (DB) angeboten werden sollen. Zudem stünden zahlreiche öffentliche Ausschreibungen im Nahverkehr an. Hier spielten Vorgaben zur Höhe der Bezahlung in der Regel keine Rolle. Die Interessen der Mitarbeiter dürften aber nicht zum Spielball werden, so Transnet.

Das Lohnniveau der Branche sollte sich an dem des Marktführers DB Regio orientieren, sagte Transnet-Sprecher Oliver Kaufhold dem Abendblatt. Etwa zehn Prozent der Beschäftigten bei privaten Bahnunternehmen müssten sich derzeit mit bis zu 30 Prozent weniger Lohn zufrieden geben als bei der Deutschen Bahn. Der Betreiber Metronom, der im Norden aktiv ist, zahle wiederum rund fünf Prozent mehr Gehalt als die Bahn.