London. Nach langem Werben ist der US-Lebensmittelriese Kraft Foods bei Cadbury am Ziel: Nach einer Aufstockung der Offerte stimmte der britische Süßwarenhersteller gestern zu, für umgerechnet rund 13,5 Milliarden Euro (11,9 Milliarden Pfund) seine Selbstständigkeit nach fast 200 Jahren aufzugeben. Damit wird ein neuer Weltmarktführer bei Süßwaren entstehen. Die Fusion bringt Dairy-Milk-Schokolade und Trident-Kaugummi von Cadbury unter ein Dach mit Milka und Toblerone von Kraft. Der US-Konzern ist weltweit der zweitgrößte Lebensmittelhersteller nach Nestlé.

Kraft sicherte sich das Geschäft in dramatischen Verhandlungen quasi in letzter Minute. Dienstag war der letzte Tag, an dem der US-Konzern sein Angebot nach britischem Übernahmerecht nachbessern konnte. Neben der Gesamtsumme stockte Kraft auch seinen Baranteil weiter auf und gibt im Rahmen des Geschäfts weniger Aktien aus. Letzteres gilt als Zugeständnis an Kraft-Großinvestoren wie dem Milliardär Warren Buffett, der vor einem zu großzügigen Umgang mit den Anteilsscheinen gewarnt hatte. In den Ergebnissen soll sich der Zukauf Kraft zufolge schon 2011 positiv widerspiegeln. Kraft-Chefin Irene Rosenfeld hatte sich zuletzt intensiv bemüht, eine Einigung mit Cadbury über den Preis zu erreichen. Cadbury hat sich seit September, als Kraft mit einem Angebot überraschte, vehement gegen eine Übernahme gewehrt und dies mit dem zu niedrigen Kaufpreis begründet. "Kraft hat ein sehr gutes Angebot vorgelegt", sagte Analyst Graham Jones von Panmure Gordon. Der Wert von 850 Pence pro Aktie basiere zudem auf dem aktuellen Kraft-Aktienkurs, der angesichts des neuen Angebots sicher steigen werde, sagte er.

Zu einem Bieterwettstreit um Cadbury ist es damit nicht gekommen. Der Schweizer Nestlé-Konzern hatte klar gesagt, er werde sich nicht einschalten. Allerdings wurde bis zuletzt über Gebote von Italiens Ferrero oder dem US-Schokoladenhersteller Hershey spekuliert. Die britische Aufsichtsbehörde setzte den beiden Firmen nun eine Frist bis zum 25. Januar, die keinesfalls verlängert werde.

Wenige Monate vor der erwarteten Parlamentswahl in Großbritannien schaltete sich auch Ministerpräsident Gordon Brown ein. "In einer Zeit, in der die Menschen um ihre Jobs bangen, sind wir natürlich entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Arbeitsplätze bei Cadbury sicher bleiben", sagte Brown. Zu Arbeitsplätzen äußerten sich die Firmen nicht. Zusammen beschäftigen sie weltweit mehr als 144 000 Mitarbeiter und machten 2008 einen kumulierten Umsatz von rund 50 Milliarden Dollar.