Tokio. Die hoch verschuldete Fluggesellschaft Japan Airlines (JAL) versucht über eine Insolvenz den Neustart. Die größte japanische Fluglinie beantragte gestern Gläubigerschutz. Es ist die viertgrößte Insolvenz in der Geschichte des Landes. JAL fliegt seit Monaten Verluste ein und hat Schulden von 25 Milliarden Dollar (17,5 Milliarden Euro) angehäuft, weit mehr als zuletzt prognostiziert. Die Regierung musste die Gesellschaft in den vergangenen zehn Jahren bereits dreimal vor dem Ende bewahren. Diesmal unterstützt sie JAL während des Insolvenzverfahrens über die staatliche Sanierungsgesellschaft Etic mit fast elf Milliarden Dollar.

Das Unternehmen wird nun ein Restrukturierungsverfahren mit einem neuen Management unter Kyocera-Gründer Kazuo Inamori und deutlich weniger Flugrouten durchlaufen. Viele Mitarbeiter werden den Neustart nicht erleben. JAL streicht etwa ein Drittel seiner 47 000 Stellen. Die Regierung sicherte dem ehemaligen Staatskonzern Japan Airlines die notwendige Unterstützung bis zum Abschluss der Sanierung zu. Etic wie die staatliche Development Bank of Japan würden JAL genügend Geld zur Verfügung stellen, sagte Transportminister Seiji Maehara. Trotzdem werde die Regierung prüfen, ob Japan zwei große Fluggesellschaften benötige. Der einzige heimische Konkurrent All Nippon Airways (ANA) wird von der Insolvenz profitieren. ANA hat ein ähnliches Streckennetz.

Ob die Fluggesellschaft letztlich wieder auf die Beine kommt, ist fraglich. Zusätzlich zu den hohen Restrukturierungskosten kämpft JAL mit steigenden Kerosinpreisen und in der weltweiten Wirtschaftskrise mit sinkenden Passagierzahlen. Auch müssen viele der alten Maschinen ersetzt werden und es stehen Entscheidungen über künftige Allianzen an. So buhlen das Bündnis SkyTeam um Delta Air Lines und Air France-KLM und OneWorld um American Airlines um die Gunst des bankrotten Konzerns. Beide US-Fluggesellschaften haben JAL Hilfsangebote gemacht und sind vor allem am asiatischen Streckennetz interessiert.

Der von JAL beantragte Gläubigerschutz ähnelt den in den USA gültigen Chapter-11-Verfahren, wie sie bereits Delta und United Airlines durchlaufen vor. Die JAL-Aktien, die gestern erneut nachgaben, werden am 20. Februar von der Börse genommen. Durch die Einbußen der vergangenen Zeit liegt der Marktwert der Gesellschaft nur noch bei 150 Millionen Dollar und ist damit weniger wert als eine einzige Boeing 747.