Die deutsche Wirtschaft ist 2009 um fünf Prozent geschrumpft. Ein Einbruch, den es in diesem Ausmaß seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat.

Doch die schrecklich klingende Nachricht hat das Land innerhalb der vergangenen zwölf Monate nicht in Armut gestürzt. Es haben sich keine langen Schlangen vor den Arbeitsagenturen gebildet, die Zahl der Obdachlosen ist nicht in die Höhe geschnellt. Deutschland bleibt eines der reichsten Länder der Welt und läuft keineswegs Gefahr, diesen Status zu verlieren. Brauchen wir folglich gar kein Wachstum? Können wir auch in einer schrumpfenden Volkswirtschaft unseren Wohlstand halten, möglicherweise mehren?

Richtig ist: Nicht zuletzt durch milliardenschwere Interventionen bei Banken, in Form der Abwrackprämie und anderer Subventionen konnte der Staat das Übergreifen der Krise auf den Arbeitsmarkt verhindern. Richtig ist aber auch: Wachstum als eine Prozentzahl, die man umso mehr preist, je höher sie ausfällt - diese Denkweise muss der Vergangenheit angehören. Deutschland braucht qualitatives Wachstum. So macht es wenig Sinn, wenn ein Unternehmen nur darauf aus ist, möglichst viele Produkte zu fertigen. Die Frage nach den Folgen für die Umwelt muss gestellt werden. Womöglich lassen sich mit der Abwärme, die während des Herstellungsprozesses anfällt, Räume heizen und Energie sparen. Werden Mitarbeiter neben ihrer aktuellen Tätigkeit auf neue Arbeiten vorbereitet, die erst in zwei oder drei Jahren auf sie zukommen? Finden also Fortbildungen statt, die nicht das Wachstum von heute erhöhen, es aber für die Zukunft sichern? Und wie sieht es mit Motivationsstrategien in deutschen Firmen aus? Motivierte Beschäftigte sind schließlich die Wachstumsbringer von morgen.

Wachstum, das lehrt diese Krise, ist eben mehr als eine Prozentzahl.