Containerterminals Burchardkai und Tollerort betroffen. Mehr als 100 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.

Hamburg. Die Krise im Hafen weitet sich aus: Jetzt zeichnen sich bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) neue Einschnitte ab. Nachdem seit Anfang Juli für 2000 der 3500 Beschäftigten in Hamburg Kurzarbeit für zwei Jahre gilt, kommen nun wegen der Umschlagverluste weitere Einschränkungen auf die Beschäftigten zu. "Es geht darum, zum Zeitpunkt des Auslaufens der Kurzarbeit keine Personalüberhänge mehr zu haben. Sollte der Umschlag nicht wieder anziehen, ist auch ein Stellenabbau zu befürchten", sagte der Konzernbetriebsratsvorsitzende Arno Münster gestern dem Abendblatt. Bis Ende November war im Hamburger Hafen der Containerumschlag um 28,9 Prozent auf 6,45 Millionen Standardcontainer (TEU) zurückgegangen.

Wie hoch ein Stellenabbau ausfallen könnte, blieb gestern offen. Nach dem Umschlageinbruch, der 2009 bei der HHLA bei mehr als 30 Prozent gelegen haben dürfte, könnten nach Informationen des Abendblatts aber deutlich mehr als 100 Stellen zur Disposition stehen. Klar ist: Heute trifft sich der Vorstand mit den HHLA-Betriebsräten, um ihnen in zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen in der HHLA-Zentrale seine Pläne näher zu erläutern. Mit dem Konzernbetriebsrat ist jedoch vereinbart worden, dass man bis zum Ablauf der Kurzarbeit Ende Juni 2011 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. "Der Vorstand wird jetzt mit uns über seine Vorschläge verhandeln, wie die Beschäftigung ab Mitte 2011 zu sichern ist", sagte auch Dietmar Stretz, Leiter des Fachbereichs Verkehr bei der Gewerkschaft Ver.di, dem Abendblatt. Derzeit jedoch sei der vor der Krise begonnene Ausbau der Terminals auf eine deutlich höhere Kapazität und Beschäftigung ausgerichtet als sie für die kommenden Monate notwendig erscheine. "Diese Lage wird sich auch durch das erwartete Umschlagplus von drei bis vier Prozent für dieses Jahr nicht ändern", so Stretz.

Daher dürfte jetzt bei der HHLA über eine Ausweitung der Altersteilzeitregelungen im Unternehmen verhandelt werden. "Wir hoffen hier, das Potenzial ausschöpfen zu können, um so die Arbeitsplätze von jüngeren Mitarbeitern zu erhalten", so der Gewerkschafter.

Veränderungen dürfte es auch auf den HHLA-Terminals Burchardkai und Tollerort geben. Dort erwartet Stretz, dass die Arbeit der derzeit noch zwei selbstständigen Reparaturbetriebe für Container neu gestaltet werden könnte. Auch die Arbeitszeiten auf beiden Terminals könnten neu geregelt und flexibler auf die Ankünfte der Containerriesen angepasst werden. "Der Vorstand hat aber signalisiert, weiter auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten", sagte der Gewerkschafter. Noch in dieser Woche werden die Beschäftigten bei zwei Betriebsversammlungen auf den Terminals informiert. Das größte Hamburger Umschlagunternehmen wollte sich gestern nicht zu den Plänen äußern, die vom Aufsichtsrat initiiert worden waren. "Wir wollen zuerst mit den Betriebsräten reden", sagte HHLA-Sprecher Florian Marten dem Abendblatt.

Sparmaßnahmen bei der HHLA greifen aber bereits. So wird die Hälfte der zunächst von 2009 bis 2012 geplanten Investitionen von 1,2 Milliarden Euro auf die Zeit nach 2012 verschoben. "Innerhalb der ersten neun Monate 2009 konnte zudem der Aufwand für Leiharbeiter, Energie, Treibstoff oder den Einkauf von Trassen für den Bahnverkehr von 368 auf 257 Millionen Euro gesenkt werden", sagte Marten.

Die Hamburger Wirtschaftsbehörde äußerte sich gestern nicht zu den Sparplänen. Die HHLA ist zu 68 Prozent in Besitz der Hansestadt.