London. Es ist ein Projekt der Superlative. Mehrere deutsche Unternehmen dürfen sich am Bau der größten Meereswindparks vor der britischen Küste beteiligen. Sowohl die Energieriesen E.on und RWE als auch Siemens konnten zusammen mit Konsortiumspartnern bei einem Ausschreibungsverfahren für die neuen Windparks Aufträge an Land ziehen. Die Gesamtkosten des Projekts werden auf bis zu 100 Milliarden Pfund (110 Milliarden Euro) geschätzt, teilten die britische Regierung und die Königliche Liegenschaftsverwaltung Crown Estate am Freitag in London mit.

Separat führt der Baukonzern Hochtief mit Siemens Beteiligungsgespräche. Es wurden allerdings noch keine Verträge unterzeichnet, sagte ein Hochtief-Sprecher.

Bei den Vorhaben handelt es sich um neun riesige Windparks, die vor der Küste des Königreichs gebaut werden sollen. Die Leistung soll nach Angaben des Crown Estates insgesamt bei bis zu 32 Gigawatt liegen und ein Viertel des britischen Energiebedarfs decken. Baubeginn soll frühestens 2013 sein. Zunächst stehen noch die Entwicklungsphase und dann endgültige Genehmigungen an.

Subventioniert wird der Bau von der britischen Regierung. Premierminister Gordon Brown erklärte, durch die Windparks könne der Ausstoß von schädlichen Treibhausgasen beträchtlich reduziert werden.

Den Zuschlag für den größten Park erhielt RWE Innogy zusammen mit mehreren Partnern. Es liegt in der Doggerbank in der Nordsee und soll neun Gigawatt produzieren. Daneben ist RWE auch an dem Projekt im Bristol Channel beteiligt, das 1,5 Gigawatt erzeugen soll. RWE Innogy-Chef Fritz Vahrenholt bezifferte die Investitionen für die geplanten Windparks auf zwölf Milliarden Euro. "Hier entsteht das Desertec des Nordens", sagte er unter Anspielung auf die Pläne für die Errichtung gigantischer Solarkraftwerke in Nordafrika.

E.on erhielt die Baurechte für einen Park vor dem südenglischen Hastings im Ärmelkanal. E.on ist bereits an anderen Windkraftprojekten in Großbritannien beteiligt, unter anderem an dem Riesenpark London Array im Mündungsgebiet der Themse.

Das Smart Wind Konsortium, an dem die Siemens Finanz-Tochter Financial Services und Mainstream Renewable Power jeweils die Hälfte halten, erhielt den Zuschlag für die Errichtung des Vier-Gigawatt-Windparks Hornsea vor der Ostküste.

Aus der Ausschreibung gingen unter anderem auch die Unternehmen Centrica, Vattenfall und Scottish Power erfolgreich hervor. Einige Turbinen sollen bis zu 200 Kilometer von der Küste entfernt errichtet werden. Der Bau der Windanlagen ist jedoch äußert kostspielig und daher auch vom Engagement der britischen Regierung abhängig.

Unterdessen teilte RWE mit, dass die Entscheidung für den Bau eines weiteren Windparks vor der deutschen Küste gefallen sei.