Kiel. Das von Deutschland mit acht europäischen Ländern an der Nordseeküste geplante riesige Ökostromnetz birgt nach Ansicht von Wirtschaftsminister Jost de Jager große Chancen für Schleswig-Holstein. "Sollte dieses visionäre Milliardenprojekt verwirklicht werden, dann wird das unseren erneuerbaren Energien, insbesondere der Windenergie, weiter zum Durchbruch verhelfen", sagte der CDU-Politiker gestern der Nachrichtenagentur dpa. Ein derart gigantisches Stromnetz, das die Quellen der erneuerbaren Energien in Nordeuropa miteinander verbindet, würde gerade im Bereich der sechs genehmigten Offshore-Projekte vor den Küsten des Landes das Problem der Netzintegration lösen.

Außer der Ableitung gewaltiger Windstrommengen hätte das Projekt nach Worten des Ministers den Vorteil, dass keine konventionellen Kraftwerke für die windschwachen Zeiten mehr vorgehalten werden müssten, um die Versorgungssicherheit von Haushalten und Wirtschaft zu gewährleisten.

Als ehemaliger Energiestaatssekretär hatte de Jager das Projekt frühzeitig unterstützt und im vergangenen Jahr bei einer Klimakonferenz in Südfrankreich dazu einen Workshop geleitet. Er geht davon aus, dass die Zahl der derzeit rund 7000 Beschäftigten in der schleswig-holsteinischen Windenergiebranche vervielfacht werden kann. Der Minister verwies darauf, dass auch das schleswig-holsteinische Windkompetenznetzwerk Windcom und ein Energieunternehmen bereits 2009 in das Thema eingebunden worden seien. Es sei - ähnlich wie bei dem geplanten Wüstensolarprojekt Desertec - vor allem eine unternehmerische Aufgabe, für das Projekt eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten.

Die Idee zum sogenannten Supergrid wurde von Deutschland, Frankreich und den Beneluxstaaten auf den Weg gebracht. Anfang Dezember kam Unterstützung von Großbritannien, Dänemark, Irland, Luxemburg und Norwegen hinzu.

Hamburg erwartet laut der Wirtschaftsbehörde zunächst keinen besonderen wirtschaftlichen Effekt von den Plänen zu dem Nordseenetz.