Reihenweise scheiterten in Deutschland in den vergangenen Jahren Projekte für den Neubau von Kohlekraftwerken, allein im Dezember gaben Stromkonzerne drei solcher Vorhaben auf. Wer trägt die Schuld?

Natürlich die Ökos unter Adressen wie Greenpeace, BUND und denen der anderen üblichen Verdächtigen. Schließlich sind es diese juristisch wohlorganisierten Verbände, die regionalen Bürgerinitiativen vor Gericht zum Erfolg verhelfen und Kraftwerke verhindern.

Die Wirklichkeit allerdings sieht völlig anders aus als das Klischee. Die Konzerne selbst bringen die meisten Neubaupläne zu Fall. Zwei Faktoren haben die Unsicherheit über die künftige Nachfrage und das Angebot nach Strom stark erhöht: die Folgen der Weltwirtschaftskrise und die Frage, wie lange die deutschen Atomkraftwerke letztlich laufen werden.

Eine erhebliche Mitverantwortung für das aktuelle Chaos am deutschen Energiemarkt trägt die neue Bundesregierung aus Union und FDP. Die Parteien versprachen im Bundestagswahlkampf längere Laufzeiten für Atomkraftwerke. Kaum im Amt, schoben sie das ungeliebte Thema bis zum Herbst 2010 in weite Ferne. Erst dann - lange nach der wichtigen Wahl in Nordrhein-Westfalen - soll ein "nationaler Energieplan" stehen, der auch das größte Reizthema regelt, die Zukunft der Atomkraftwerke. Damit aber fehlt Investitionssicherheit nicht nur für neue Kohlekraftwerke, sondern vor allem für den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Ironie der Geschichte: Ausgerechnet in Hamburg wird aus wirtschaftlichen Gründen das Mega-Kohlekraftwerk Moorburg wohl vollendet werden. Für den Stromkonzern Vattenfall Europe ist es zu lukrativ, um es aufzugeben. Und die Grünen als Teil der Hamburger Senatskoalition beugten sich trotz des verhassten Projekts letztlich der Staatsräson. Alles andere würde für Hamburg zu teuer.