Hamburg. Airbus erhöht massiv den Druck auf die Bestellerländer des Militärtransporters A400M. Das Ziel: Die Staaten sollen dem Flugzeugbauer finanziell entgegenkommen. "Wir können dem kontinuierlichen Aderlass durch dieses Programm nicht länger tatenlos zusehen", sagte ein Firmensprecher dem Abendblatt. Seit neun Monaten herrsche nun Unklarheit über die Finanzierung. "Das Projekt verursacht jeden Monat ein dickes Minus, zudem könnten Ingenieure, die daran arbeiten, wesentlich effizienter in zivilen Programmen wie dem A350 eingesetzt werden."

Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" zufolge bereitet Airbus bereits konkret den Ausstieg aus dem Bau des A400M vor. Konzernchef Thomas Enders glaube nicht mehr an eine erfolgreiche Fortführung des Programms. Es gebe sogar schon Listen, welche A400M-Ingenieure bei den Modellen A350 und A380 gebraucht würden.

Airbus will zusammen mit den Regierungen der Bestellerländer - darunter Deutschland, Frankreich und Großbritannien - bis Ende Januar entscheiden, ob eine für beide Seiten tragfähige Lösung der Probleme um den Militärtransporter gefunden werden kann. Das Programm liegt um drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan und die Kosten werden um mindestens fünf Milliarden Euro überschritten. Laut Vertragstext muss der Hersteller die Mehrkosten selbst tragen, doch dies lehnt Airbus ab. Mitte Januar wollen sich laut Bundesverteidigungsministerium die Staatssekretäre der Käuferländer abermals treffen, um über eine mögliche Beteiligung an den Zusatzkosten zu beraten.

"Wir streben weiter einen erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen an", sagte ein Airbus-Sprecher dem Abendblatt. Enders habe aber intern deutlich gemacht: "Ich trage die Verantwortung für das gesamte Unternehmen und ich kann dieses Unternehmen nicht einem schwer kalkulierbaren Risiko durch ein einziges Verteidigungsprogramm aussetzen."

Nach Angaben von Airbus sind allein in Deutschland 11 000 Beschäftigte am A400M-Programm beteiligt. "Wir setzen uns nach wie vor dafür ein, dass dieses Flugzeug gebaut wird", sagte ein Sprecher der IG Metall Küste. Man müsse sich fragen, wie stark die neue Diskussion um das Projekt von Verhandlungstaktik bestimmt sei.

Gute Nachrichten für Airbus kamen gestern aus dem zivilen Bereich: Turkish Airlines orderte 20 Jets der A320-Familie.