Reykjavik. Den Isländern bleibt keine Wahl: Nach dem Zusammenbruch ihrer Banken muss die kleine Inselrepublik Milliardenschulden zurückzahlen. Islands Parlament stimmte der Rückzahlung von 3,8 Milliarden Euro an Großbritannien und die Niederlande zu. Allerdings verweigerte Staatspräsident Ólafur Ragnar Grímsson am Silvestertag seine Unterschrift.

Grímsson verwies auf die massiven Proteste in der Bevölkerung und will sich in der kommenden Woche ein genaues Bild machen. Nach Gesprächen Grímssons mit den zuständigen Fachministern in seiner Residenz wurden diese von Demonstranten als "Verräter" beschimpft.

Das vom Parlament abgesegnete Gesetz sieht in den kommenden 14 Jahren die schrittweise Zahlung der Milliardensumme an die Hauptgläubiger Großbritannien und die Niederlande vor. Im "Althing" in Reykjavik stimmten 33 für den von Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir vorgelegten Gesetzentwurf und 30 dagegen. Verursacht hatte die für die Inselrepublik gewaltige Schuldenlast der Kollaps der inzwischen zwangsverstaatlichten isländischen Landsbanki und ihrer Internettochter Icesave im vergangenen Jahr. Die Milliardeneinlagen von 340 000 britischen und niederländischen Kunden waren zunächst von den Regierungen in London und Den Haag garantiert worden. Im Oktober hatte sich Sigurdardóttir mit der britischen und der niederländischen Regierung auf die Rückzahlungsmodalitäten geeinigt. Die vereinbarten 3,8 Milliarden Euro entsprechen mehr als zwei Dritteln eines kompletten Jahreshaushaltes. Für die insgesamt 320 000 isländischen Bürger wurde der Streit um die Rückzahlungsmodalitäten zu einem besonders bitteren Symbol für die alles andere als gerechte Verteilung der Krisenlasten: Die Bürger müssen die Folgen des Zusammenbruchs der Banken tragen.

Verbitterte Menschen, viele von ihnen durch die Finanzkrise arbeitslos und hoffnungslos überschuldet, hatten gegen die kollektive Rückzahlung demonstriert. Mehr als zehn Prozent der Gesamtbevölkerung protestierten dagegen.