Deutschland hat ohne Zweifel ein Krisenjahr hinter sich. Kaum ein Unternehmen ist ohne Schrammen, Beulen oder gar Totalschaden durch den Wirtschafts-Tsunami gekommen. Einbrechende Auftragszahlen, Umsätze im Sturzflug, dahinschmelzende Gewinne - das war 2009.

Umso überraschender fällt deshalb der Blick auf die Börse aus. Seit Monaten kennt der Deutsche Aktienindex nur eine Richtung - nach oben. Auf mehr als 6000 Punkte ist das Leitbarometer gestern geklettert und hat damit den Stand vom September 2008, bevor die US-Investmentbank Lehman Insolvenz anmelden musste, wieder erreicht. Also jetzt Aktien kaufen? Vorsicht! Für einen Einstieg in das Börsenpoker kann es - mal wieder - zu spät sein. Denn die Aktienmärkte nehmen gesamtwirtschaftliche Entwicklungen bekanntlich rund sechs Monate vorweg. Im Klartext: Der ökonomische Aufschwung bis Mitte 2010 ist in den meisten Kursen schon eingepreist.

Viel spricht dafür, dass die Börse im kommenden Jahr zumindest keinen Absturz wie 2008 erleiden wird. Die Auftragsbücher zahlreicher Firmen füllen sich langsam, die Nachfrage aus dem Ausland zieht an, der Optimismus in den Chefetagen überwiegt. Aber der Aufschwung ist fragil. Das Gros der Ökonomen sagt einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen mit negativen Auswirkungen auf die Binnennachfrage voraus. Gerade Konsumgüterhersteller könnten darunter leiden

Banker sind beim Blick auf die Börse denn auch weniger euphorisch als früher. Vieles deutet darauf hin, dass Anleger mit Aktien im kommenden Jahr nicht das große, aber doch Geld verdienen werden. Bescheidenheit ist gefragt. Kein schlechtes Motto für 2010, erinnert man sich an die durch Gier und Dummheit hervorgerufenen ökonomischen Verwerfungen der vergangenen eineinhalb Jahre.