Hamburg. Die Preise sind in diesem Jahr kaum gestiegen. Die Jahresteuerungsrate fiel mit 0,4 Prozent vergleichsweise gering aus, wie das Statistische Bundesamt nach Vorlage der Daten aus sechs Bundesländern ermittelte. Dies sei der niedrigste Stand innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Zu der Entwicklung trugen vor allem sinkende Preise bei Energie und Nahrungsmitteln bei. Eine ähnlich niedrige Inflationsrate gab es zuletzt 1999 mit 0,6 Prozent. Im Jahr 2008 war die Inflationsrate dagegen mit 2,6 Prozent relativ hoch ausgefallen. Ursache waren die damals stark gestiegenen Energiepreise.

Künftig wird das Leben in Deutschland aber wieder teurer. Nachdem im Herbst noch sinkende Preise registriert wurden, zieht jetzt die Teuerungsrate wegen steigender Benzin- und Heizölpreise wieder leicht an. Im Dezember kletterten die Preise um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, ermittelten die Statistiker. Binnen eines Monats legten die Kosten der Lebenshaltung um 0,7 Prozent zu. "Der Preistreiber in diesem Fall sind die Pauschalreisen, die um die Weihnachtszeit immer teurer werden", sagt Karsten Junius von der DekaBank, dem Spitzeninstitut der Sparkassen.

Für 2010 rechnet die Hamburger Sparkasse (Haspa) mit einer Teuerungsrate von 1,5 Prozent. "Das liegt noch unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieser Wert wird es erleichtern, dass sich die Währungshüter konjunkturschonend von ihrer expansiven Geldpolitik verabschieden können", sagt Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Haspa, dem Abendblatt. Das bedeutet: Der Leitzins, der jetzt ein Prozent beträgt, wird kaum angehoben. "Wir rechnen frühestens im vierten Quartal mit einer leichten Erhöhung auf 1,25 Prozent", sagt Intelmann.

Erst nach 2010 dürfte die Inflationsrate wieder über den EZB-Zielwert von zwei Prozent steigen. "Es ist aber anzunehmen, dass die EZB das für eine gewisse Zeit tolerieren wird, um nicht durch schnell steigende Zinsen den Aufschwung wieder abzuwürgen", erwartet Intelmann. Da das von der EZB zur Stützung der Banken in Umlauf gebrachte Geld nicht im Wirtschaftskreislauf angekommen ist, sieht der Experte keine Inflationsgefahr. "Das viele Geld tut nicht weh, weil es nicht nachfragesteigernd und damit preistreibend wirkt." Es wurde vielfach von den Banken gehortet oder in Aktien investiert.