Dublin. Europas größter Billigflieger Ryanair hat den Kauf von 200 Boeing-Jets wegen eines Streits über die Lieferbedingungen abgeblasen. Die irische Fluggesellschaft zog sich am Freitag wie angedroht aus den seit Wochen schleppenden Verhandlungen mit dem Airbus-Rivalen zurück. "Eine Wiederaufnahme der Gespräche mit Boeing oder einem anderen Flugzeughersteller haben wir nicht geplant", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary.

Beide Seiten konnten sich über die Lieferkonditionen bei dem Auftrag nicht einigen. Die Maschinen vom Typ 737-800 sollten ursprünglich zwischen den Jahren 2013 und 2016 übergeben werden.

Das Scheitern der Gespräche habe aber keine Auswirkungen auf die bestehenden Verträge über den Bezug von 112 Boeing-Flugzeugen in den kommenden drei Jahren, sagte O'Leary weiter. Auch bei den 48 Flugzeugen, die noch im kommenden Jahr ausgeliefert werden sollen, wolle Ryanair weiterhin mit dem US-Konzern zusammenarbeiten.

Zugleich kündigte O'Leary an, dass Ryanair seine Investitionen vom übernächsten Jahr an drosseln werde. Das durch den Kaufverzicht eingesparte Geld soll von 2012 bis 2015 an die Aktionäre der Fluggesellschaft ausgeschüttet werden. Diese Nachricht wurde an der Börse in Dublin positiv aufgenommen: Die Ryanair-Aktie kletterte um 5,5 Prozent.

Analysten zufolge dürfte es die Fluglinie jedoch schwer haben, ihre langfristigen Bilanzziele zu erreichen, wenn sie ihren Wachstumskurs zurückfahren oder gar einstellen sollte. Die Folge könnten höhere Gebühren und Preise sein. "Angesichts der ohnehin niedrigen Kostenbasis dürften aber weitere deutliche Einsparungen nur schwer zu bewerkstelligen sein", schreibt das Brokerhaus Arbuthnot in einer Stellungnahme.

Bislang besteht die Flotte des irischen Billigfliegers ausschließlich aus Maschinen der Boeing-Baureihe 737-800. Mit den einheitlichen Flugzeugen kann die Gesellschaft Wartungskosten senken sowie die Ausbildungskosten für die Besatzungen günstiger gestalten.