Roter Bauhelm auf, orange Warnweste an und beim Nebenmann eingehakt: Mehrere Hundert kommunale Arbeiter sind gestern durch das Stadtzentrum von Athen gezogen. Sie riefen Parolen wie: "Wir sind kein Abfall, wir wollen Jobs." Insgesamt gingen gestern in Griechenland mehrere Tausend Menschen wegen der schlechten Wirtschaftslage auf die Straße und protestierten gegen den von der Regierung verkündeten Sparkurs.

Ministerpräsident George Papandreou hatte angekündigt, die Regierungs- und Sozialausgaben um jeweils zehn Prozent zu kürzen. So will er bis 2013 das Haushaltsdefizit wieder unter die EU-Marke von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) senken. Zurzeit liegt es bei 12,7 Prozent, insgesamt steht Griechenland mit 300 Milliarden Euro in der Kreide. Angesichts der anhaltend hohen Staatsverschuldung stufte nun auch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P)die Kreditwürdigkeit des Staates herab und folgte damit der Ratingagentur Fitch. Die dritte große Agentur, Moody's, hat ebenfalls eine Überprüfung des Ratings und eine möglich Herabstufung angekündigt. Ein schlechteres Rating verteuert neue Darlehen - und verringert die Bonität des Landes damit noch weiter. Der Renditeaufschlag bei Staatsanleihen stieg um mehr als 2,5 Prozentpunkte. Insbesondere die Aktien von Banken verloren. Der S&P-Bericht ließe Interpretationsspielraum für eine weitere Abstufung. Zudem zeige der Zeitpunkt, dass die Sparbemühungen der Griechen als nicht ausreichend bewertet würden.

Griechenland steht damit vor der Zerreißprobe: Journalisten, Krankenhausärzte und Hafenarbeiter schlossen sich dem Protestaufruf der kommunistischen Gewerkschaft Pame an. Auf einem Plakat, das über dem Eingang eines Athener Luxushotels hing, stand "Lasst die Reichen für die Krise zahlen."