Um die Erfindung des Marzipans ranken sich die Mythen. Eine Geschichte, die die Lübecker besonders gern erzählen, handelt von einer Hungersnot im Jahr 1407. Damals soll eine erfinderische Seele aus den letzten Vorräten, Mandeln und Zucker, einen Laib geformt und am Markustag an die hungernde Bevölkerung verteilt haben. So erklärt sich die Bezeichnung Markusbrot oder auch Marci panis. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sich zuerst Kalifen und Haremsdamen im Orient an der Süßspeise erfreut und diese später nach Europa gebracht haben. Bis 1714 galt Marzipan in Lübeck als exklusives Heilmittel und durfte deshalb nur von Apothekern hergestellt werden. Kaum war dieses Monopol gefallen, kaufte der Konditor Johann Georg Niederegger 1806 eine kleine Konditorei und legte den Grundstein der Niederegger-Dynastie, die den russischen Zaren und das englische Königshaus zu seinen Kunden zählte. 1822 bezog Niederegger mit seiner Manufaktur das traditionelle Stammhaus an der Breiten Straße, in dem heute noch das Café und ein Marzipanmuseum Besucher anlocken. Die Produktion ist seit 1962 an den Rand Lübecks ausgelagert. Zwar behielten die Nachkommen des Gründers das Unternehmen immer im Familienbesitz, tragen dank angeheirateten Schwiegersöhnen aber längst nicht mehr den Nachnamen Niederegger.