Brüssel/Hamburg. Die europäischen Fischereiminister haben bei ihren Verhandlungen über die Fangquoten für 2010 zunächst nur eine vorläufige Einigung erzielt. "Von allen Arten dürfen im nächsten Jahr zunächst nur durchschnittlich 65 Prozent der bisherigen Quote gefischt werden. Wie viel insgesamt gefangen werden darf, ist noch nicht entschieden", sagte Kai-Arne Schmidt, Geschäftsführer der Cuxhavener Erzeugergemeinschaft der Hochsee- und Kutterfischer, dem Abendblatt. Schmidt hatte an den Verhandlungen der Minister teilgenommen.

Hintergrund für das Vorgehen ist der noch nicht beigelegte Konflikt mit Norwegen über die Fangmenge von Makrelen. Die Norweger hatten 153 000 Tonnen für ihre Flotte gefordert. Dagegen wollte die EU den Skandinaviern nur 50 000 Tonnen zugestehen. Bis zu einer Einigung, die Anfang 2010 erzielt werden soll, darf damit die gesamte EU-Fischereiflotte nur in EU-Gewässern fischen. "Allerdings können Hochseefischer in das Gebiet nördlich von Norwegen ausweichen, um dort Kabeljau und Schellfisch zu fangen", sagte Schmidt. Zur deutschen Hochseefischereiflotte gehören noch sieben Schiffe.

Nach den Vorschlägen des Internationalen Rats für Meeresforschung sollten die Quoten beim Kabeljau und bei Schollen um 16 beziehungsweise 15 Prozent erhöht werden, bei den Makrelen sollte ein Plus von fünf, bei Seezunge um ein Prozent umgesetzt werden. Verringerungen bei den Quoten waren bei Seelachs um 15 Prozent vorgesehen. EU-Fischereikommissar Joe Borg hatte zudem für den Hering vor Nordwestirland und vor der deutschen Nordseeküste ein Minus um 20 Prozent angekündigt. "Mit einer solchen Regelung können die deutschen Nordseefischer über die Runden kommen", sagte Peter Breckling, der Generalsekretär des Deutschen Fischereiverbandes dem Abendblatt. In der Nordseefischerei sind 2000 der 3500 deutschen Kutter- und Hochseefischer beschäftigt. "Insgesamt ist ausreichend Fisch für die Konsumenten verfügbar", so Matthias Keller, Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums.

"Die mehrjährigen Pläne der EU für die Bewirtschaftung der Fischarten zeigen bei Makrelen, Kabeljau, Hering und Seelachs offensichtlich Wirkung", urteilt Thilo Maack, Meeresbiologe bei Greenpeace. Diese Arten sind vor allem für die deutsche Fischerei wichtig.

Maack fürchtet jedoch, dass die EU-Flotte nun vor allem im Gebiet um die Shetland-Inseln Seelachs fangen wird, der sonst zu 80 Prozent aus norwegischen Gewässern kommt. "Dann ist dort der Bestand bedroht." Greenpeace fordert zudem, Schutzgebiete ohne jegliche Fischerei einzurichten. "Darin könnten sich die Arten erholen und würden später wieder für die Fischerei zur Verfügung stehen."