Große Risiken bestehen für Opel, VW und Daimler. BMW und Audi könnten nach Expertenmeinung vorneweg fahren.

Hamburg. Volkswagen hat gestern im westindischen Pune seinen ersten Polo für den indischen Markt gefertigt, Daimler produziert die Mercedes C-Klasse künftig auch in den USA und BMW stärkt seine Position ebenfalls in Nordamerika und Asien. Die deutschen Autobauer investieren kräftig, um ihre Präsenz auf den internationalen Märkten auszubauen. "Der deutsche Standort bleibt für die Autobauer wichtig, aber die Produktion muss stärker ins Ausland wandern", befürwortet der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer diese Entwicklung. Weder China, Asien noch Russland/Osteuropa noch USA ließen sich aus Deutschland heraus mit Exporten erobern. Zugleich steht die Branche nach dem Auslaufen der Abwrackprämien in etlichen Ländern vor einer Durststrecke. Wie die wichtigsten deutschen Hersteller nach Meinung von Branchenkennern für die Zukunft gerüstet sind, zeigt folgender Überblick:

Audi auf der Überholspur: Audi wird nach Berechnungen von Dudenhöffer bald mehr Fahrzeuge verkaufen als der frühere Marktführer Mercedes. Mit neuen Modellen wie dem Audi A1, A2, Q1, Q3 würden die Ingolstädter ihre Expansion weiter fortsetzen. "Von allen deutschen Premiumherstellern bringt Audi in den nächsten Jahren die meisten neuen Modelle", sagte Dudenhöffer dem Abendblatt. Vorbild sei die VW-Tochter auch für Kostenersparnis durch die Nutzung von Gleichteilen.

BMW pflegt sein Image: Die Münchner haben nach Meinung von Branchenkennern geschickt auf Umweltthemen gesetzt. Hierzu zählten der Ausstieg aus der Formel 1, die betonte Verfolgung von Nachhaltigkeitskriterien mit sparsamen Modellen der Linie "BlueEfficiency" , sowie Beraterverträge mit Joschka Fischer und Madeleine Albright, sagte Frank Schwope, Autoanalyst der Nord LB dem Abendblatt. "Für einen Hersteller sportlicher Fahrzeuge ist dies ein mutiger Spagat zwischen Sportlichkeit und Nachhaltigkeit in der Krise, nach deren Bewältigung der Konzern als Gewinner dastehen könnte", sagt Schwope.

Produktionsvorbild Ford : Das Angebot von Ford sei recht begrenzt, kritisiert Dudenhöffer. Lediglich bei den Familienvans könne der Hersteller punkten. Der Vorteil liege in der Produktion. Hier habe das Unternehmen immer sehr zügig seine Kapazitäten an den Marktbedarf angepasst und arbeite daher ertragreich. Durch seine globale Präsenz habe Ford zudem Vorteile bei Spritspartechnik und Hybriden, die in USA im Einsatz sind.

Nachholbedarf bei Mercedes : Die nahe Zukunft bei Daimler muss in konzernübergreifenden (Produkt-)Allianzen liegen, fordern Branchenkenner. Langfristig sei ein engeres Zusammengehen mit BMW oder einem Massenhersteller wie Renault, Peugeot oder auch Opel notwendig, um mit Konkurrenten wie VW/Audi oder Lexus/Toyota mithalten zu können. Problem ist auch die aussterbende Kundschaft. Mercedes hat neben Jaguar die ältesten Käufer in Deutschland.

Wackelkandidat Opel: Die Schwächen von Opel sehen Insider klar bei den Überkapazitäten und den Unsicherheiten der Marke im GM-Verbund. GM müsse sich nach der Insolvenz in den USA zunächst neu aufstellen. Investitionen für neue Modelle seien nur begrenzt verfügbar. "GM wird in den USA in den nächsten Jahren gegenüber Toyota und VW weiter Marktanteile verlieren und in China stärkeren Wettbewerb bekommen", sagte Dudenhöffer. Hoffnungsträger bei Opel ist immerhin das Elektroauto Ampera, das von 2011 an in die Serienproduktion gehen soll.

Porsche vor Herausforderungen:

Porsche ist ein selbstbewusstes Unternehmen, das ein starkes Wachstum hinter sich hat. Zum Vergleich: Während im Zeitraum 2000 bis 2008 der Porsche-Absatz um 102 Prozent gestiegen ist, konnte Mercedes nur ein Plus von zehn Prozent realisieren. Mit dem neuen Panamera greift Porsche BMW, Audi und Mercedes an. Zugleich hat Porsche Kostenvorteile, weil der Konzern mit einer geringen Fertigungstiefe auskommt. Die geplante Verschmelzung mit dem VW-Konzern könnte allerdings Probleme bereiten. Etwa wenn Entscheidungen bei dem Sportwagenbauer infrage gestellt werden, weil sie Audi schaden könnten.

VW mit Risiken: VW war der große Gewinner der Abwrackprämie und dürfte gestärkt aus der Krise hervorgehen, sagen Experten. Der Einstieg bei Suzuki bringt Chancen in asiatischen Wachstumsmärkten und bei der Entwicklung von Billigautos.

Allerdings bindet die Integration von Porsche das Management zeitlich enorm. Und das rasante Wachstum birgt das Risiko, dass sich der Autobauer mit dem Ziel, Weltmarktführer zu werden, übernimmt .