Hamburg. In Hamburg werden 7000 der 26 100 Zeitarbeiter noch vor Weihnachten eine Kündigung erhalten oder müssen damit rechnen, dass ihr befristeter Vertrag ausläuft. "Zumindest aber ist von ihrem derzeitigen Arbeitgeber noch nicht über eine Weiterbeschäftigung entschieden", sagte die für die Zeitarbeit zuständige Gewerkschaftssekretärin Ulrike Fürniß am Freitag in Hamburg. In kleineren Firmen würde bis zur Hälfte der Zeitarbeiter entlassen. Dies bringe die Menschen in eine "prekäre Situation", so Fürniß. Die Gewerkschaft will sich jetzt in einer Kampagne für "mehr Geld, mehr Rechte und mehr Respekt" für die Zeitarbeiter einsetzen.

Dabei fordert die Gewerkschaft eine Abkehr von der Praxis, Zeitarbeiter über Jahre hinweg befristet zu beschäftigen. "Nach dem Gesetz sind nur vier befristete Verträge bei Zeitarbeitsfirmen innerhalb von zwei Jahren möglich, dann muss der Arbeitnehmer fest angestellt werden", sagte Fürniß. Eine Ausnahme dürfe nur auf Wunsch des Beschäftigten gemacht werden. "Allerdings werden häufig Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern dazu gebracht, solche Wünsche zu äußern", so Fürniß.

Kritik kommt von Ver.di auch an der Auslagerung von Tochterunternehmen in Zeitarbeitsfirmen. "Am selben Arbeitsplatz wird dann weniger Lohn, weniger Urlaubs- und Weihnachtsgeld gezahlt und der Kündigungsschutz verschlechtert sich", sagte Angelika Böttcher, Betriebsrätin beim Zeitarbeitsunternehmen Randstad. "Auch wir lehnen Auslagerungen ab, wenn damit Tarifverträge umgangen werden sollen", sagt dazu Michael Wehran, der Sprecher des Bundesverbandes Zeitarbeit (BZA). Wehran räumte am Freitag ein, dass die Beschäftigung bei den Zeitarbeitsfirmen im Dezember eher niedrig sei. Die Zahl von 7000 in Hamburg von Kündigungen oder auslaufenden Verträgen Betroffenen sei aber zu hoch gegriffen. Bundesweit ist die Zahl der Zeitarbeiter seit Mai nach Verbandsangaben wieder gestiegen - um 81 000 auf 598 000 im Oktober. Derselbe Trend gilt für Hamburg, wo die Zahl im Mai bei 24 100 lag. Im Vergleich zum Vorjahr gibt es elf Prozent weniger Zeitarbeiter.

Mit einer Auftaktveranstaltung am 16. Dezember von 18 bis 20 Uhr will die Gewerkschaft Ver.di nun versuchen, enger mit den Beschäftigten der Branche in Kontakt zu kommen. "Bisher ist es für sie schwer, ihre Rechte wahrzunehmen, weil es nur in 15 von 350 Zeitarbeitsfirmen in Hamburg einen Betriebsrat gibt", sagte Fürniß. Zu dem Treffen in der Hochschule für Angewandte Wissenschaften erwartet die Gewerkschaft Ver.di 200 bis 250 Gäste. Künftig sollen solche Treffen in Hamburg regelmäßig stattfinden.