Das Projekt steht finanziell unverändert auf der Kippe. Hamburgs Wirtschaftssenator will sich einschalten.

Sevilla/Hamburg. Besser können die Bedingungen für einen Erstflug nicht sein: Unter dem wolkenlosen Himmel Südspaniens, bei zehn Grad Celsius und einer leichten Brise aus den Hügeln der Sierra Norte, rollt der stumpfnasige graue Flieger mit dem auffällig hoch aufragenden Heck auf die Startbahn in Sevilla. Um 10:15 Uhr geben die Testpiloten Gas und kurz darauf ziehen die vier mächtigen Propeller von mehr als fünf Meter Durchmesser die gedrungen wirkende Maschine vor den Augen von rund 2500 Gästen, darunter Spaniens König Juan Carlos, in die Lüfte.

Knapp vier Stunden später ist klar: Der erste propellergetriebene Airbus, der Militärtransporter A400M, hat seinen Jungfernflug ohne erkennbare Probleme absolviert. Der Flug sei "ein Vergnügen" gewesen, sagte Ed Strongman, einer der beiden Piloten.

Doch das freundliche Wetter am Morgen dieser ersten Testrunde und die lobenden Worte aller Verantwortlichen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der "fliegende Lastwagen", wie er gelegentlich respektlos genannt wird, seine eigentliche Bewährungsprobe noch vor sich hat - und die muss er nicht nur in der Luft bestehen. Das klang selbst in der Stellungnahme von Airbus-Chef Thomas Enders an: "Ich hoffe, dass wir das A400M-Programm bald auf die sichere Grundlage stellen können, die es zur Weiterführung benötigt."

Denn wegen schwerer Probleme bei der Entwicklung liegt das Projekt um rund drei Jahre hinter dem Zeitplan zurück, die ursprünglich auf 20 Milliarden Euro veranschlagten Kosten für die Lieferung von 180 Maschinen werden um mindestens fünf Milliarden Euro überschritten.

Um dieses Geld wird nun gefeilscht. Laut Vertrag, der im Jahr 2003 mit den Erstkunden - den Regierungen sechs europäischer Staaten sowie der Türkei - geschlossen wurde, müsste zwar Airbus die Mehrkosten tragen. Aber dies hält das Unternehmen für unakzeptabel und so steht der A400M derzeit auf der Kippe. Bis Mittwoch wollen die Vertreter der Bestellerländer einen Brief mit ihrer gemeinsamen Position an Airbus schicken, bis Jahresende erwartet man eine Antwort.

Airbus-Vizechef Fabrice Brégier bereitete die Regierungen in einem Interview der französischen Zeitung "La Tribune" bereits darauf vor, dass sie den Flieger nur für deutlich mehr Geld als bisher geplant bekommen können: "Das wird kein Preisanstieg in der Größenordnung von drei Prozent, er wird signifikant sein." Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko sagte dem Abendblatt am Freitag, wegen der Bedeutung des Projekts auch für Norddeutschland werde er sich gemeinsam mit seinem Bremer Amtskollegen Ralf Nagel für eine Lösung des finanziellen Problems einsetzen.

Sollte eine Einigung gefunden werden, läuft das Erprobungsprogramm weiter. Insgesamt fünf A400M-Maschinen sollen ein Testprogramm von 3700 Flugstunden bewältigen, bevor um den Jahreswechsel 2012/2013 ein erstes Serienexemplar an die französische Luftwaffe geht und bald danach auch die Bundeswehr ihre ersten Flieger erhält. Einst hatte man die Erstauslieferung für den Herbst 2009 geplant - und auch das wäre bereits höchste Zeit gewesen, denn die derzeit eingesetzten Transall-Transporter versehen ihren Dienst schon seit über 40 Jahren.

Zunächst einmal muss der A400M die geforderten Leistungen aber bringen. Schafft er das nicht, wäre es mit der Geduld der Kunden wohl endgültig vorbei. Es gibt in der Luftfahrtgeschichte mehrere Beispiele für militärische Flugzeugprogramme, die nach dem Erstflug gekippt wurden.