In Sindelfingen sollen alle Stellen erhalten bleiben - Es sei denn, die Konjunktur bricht ein. Hamburger Werk fällt nicht unter die Vereinbarung. Betriebsrat und Gewerkschaft sprechen von “gutem Tag“.

Sindelfingen/Hamburg. Nach harten Verhandlungen und Protesten Zehntausender Mitarbeiter steht das Zukunftskonzept für den größten Daimler-Pkw-Standort in Sindelfingen. Mit der gestern vorgestellten Vereinbarung "Sindelfingen 2020" wird trotz der Verlagerung der C-Klasse-Produktion für die nächsten zehn Jahre auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Die ausgehandelte Beschäftigungssicherung gilt für alle rund 37 000 Mitarbeiter am Standort. Rund 2700 Arbeitsplätze sollen durch neue Tätigkeiten am Standort geschaffen werden, um die Produktionsverlagerung der kleinen Mercedes-Benz-Limousine nach Bremen und ins US-Werk Tuscaloosa 2014 auszugleichen.

Allerdings hat die Vereinbarung einen Haken: Nach Angaben des Personalvorstands kann sie bei einem erneuten Konjunktureinbruch gekippt werden. "Es gibt eine Ausstiegsklausel, die sich an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen orientiert." Weitere Werke des Autobauers sollen nach Angaben des Managers nicht mit einer ähnlich umfangreichen Jobgarantie wie in Sindelfingen bis zum Jahr 2020 ausgestattet werden. "Diese Frage stellt sich nicht." Dieser Fakt trifft auch das Daimler-Werk in Hamburg, wo 2600 Beschäftigte unter anderem Achsen für die A-Klasse produzieren.

Und dennoch sprach Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm nach einer Betriebsversammlung von einem "guten Tag" für die Beschäftigten. "Wir sind froh, dass wir trotz der aus unserer Sicht falschen Entscheidung des Vorstands die Arbeitsplätze in Sindelfingen über einen so langen Zeitraum sichern konnten." Daimler-Chef Dieter Zetsche und Personalvorstand Wilfried Porth verteidigten erneut die Neuausrichtung der meistverkauften Baureihe C-Klasse vom Jahr 2014 an als wichtige strategische Weiche im Kampf um Marktanteile. Diese Entscheidung sowie das neue Werk für Kompaktfahrzeuge in Ungarn seien "das beste Mittel, um nachhaltig Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu sichern", erklärte Zetsche. Porth sprach von wachsendem Markt- und Kostendruck, der den Premiumhersteller zum Handeln zwinge.

Konkret sieht die Vereinbarung "Sindelfingen 2020" vor, neue Tätigkeiten wie zum Beispiel die interne Fertigung von Werkzeugen sowie von Sitzen - für alle in Sindelfingen gebauten Fahrzeuge - als Ersatzarbeitsplätze zu schaffen. Zusätzliche Montage-Umfänge beim Einbau von Hybridantrieben oder dem Aufbau von Erprobungsfahrzeugen gelten als weitere Maßnahmen für Ersatzbeschäftigung. Der Standort Sindelfingen soll außerdem zum Kompetenzzentrum für Leichtbau-Karosserieteile ausgebaut werden. Über Abfindungsregelungen und bessere Bedingungen für Frühpensionierungen will der Autohersteller außerdem seinen Personalbestand im Griff behalten.