Im Krisenjahr 2009 sparen viele Firmen am Fest mit den Kollegen. Das bekommen die Gastwirte zu spüren.

Hamburg. Wenn der Glühwein in Strömen fließt und der Chef auf den Tischen tanzt - dann ist garantiert Weihnachtszeit. Denn mit dem Advent kommen auch die Weihnachtsfeiern der Unternehmen und Abteilungen. Eine gute Zeit für Restaurants und Kneipen - normalerweise. In diesem Jahr aber spüren auch die Gastwirte in Deutschland die Auswirkungen der Krise.

Die rauschenden Partys sind, so scheint es, erst einmal vorbei. Der Umsatz der deutschen Gaststätten ist laut dem aktuellen Branchenbericht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) bereits von Januar bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,9 Prozent (inflationsbereinigt um 4,9 Prozent) gesunken. Und es sieht nicht so aus, als könnten die betrieblichen Weihnachtsfeiern das Jahr noch retten.

Denn viele Firmen sparen an der jährlichen Party - und das vor allem beim Essen und Trinken. "Unsere Betriebe sind stabil ausgelastet. Aber die Weihnachtsmenüs fallen bescheidener aus", sagt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbandes.

Auch in Hamburg geht der Trend zum Sparmenü. Das merken die Gastwirte an ihren Umsatzzahlen. "Wir haben zwar genauso viele Feiern wie sonst", sagt etwa Slobodan Berjan, Betriebsleiter der "Ständigen Vertretung" in der Neustadt. "Aber wir machen weniger Umsatz, weil die Gäste günstigere Gerichte bestellen." Und Karsten Pössel, Veranstaltungsleiter der "Fischauktionshalle" in Altona, bestätigt: "Der Trend geht von gehobenen zu rustikalen Gerichten, um Kosten zu sparen. Die Gäste verzehren nicht weniger, aber sie bestellen in einer anderen Preisklasse."

Currywurst statt Kaviar, Schaumwein statt Schampus? Im Gespräch mit dem Abendblatt klagten die meisten Gastwirte, mit nur wenigen Ausnahmen, über Umsatzrückgänge - viele von ihnen wollen jedoch ungenannt bleiben.

Zweites Problem: Die Gruppen werden immer kleiner. Häufig feiern nur noch 20 bis 40 Mitarbeiter zusammen. Auf 30 bis 50 Prozent schätzen einige Hamburger Gastwirte den Rückgang der Gästezahlen bei den Partys. "Die Weihnachtsfeiern fallen durch die Bank kleiner aus", sagt Arne Suckfüll, geschäftsführender Gesellschafter des Restaurants "Indochine" in Ottensen. Er berichtet außerdem, dass viele Unternehmen in diesem Jahr erst sehr spät buchen. "Der Großteil entscheidet sich kurzfristig." Hinzu kommt ein weiterer Spar-Trend 2009: Die Weihnachtsfeier wird häufiger auf den - eher nüchternen - Nachmittag verlegt.

Die krisenbedingte Sparsamkeit der Unternehmen ist sogar schon bei den Taxifahrern angekommen, die die angetrunkenen Angestellten sonst oft nach Hause bringen. "Wir haben deutlich weniger Fahrten zu und von Weihnachtsfeiern. Das ist schon ein gewaltiger Rückgang", heißt es bei der Taxizentrale Taxi Altona. Die Funkzentralen Autoruf und Taxi Hamburg 6x6 verzeichnen für den Zeitraum vom ersten bis zum neunten Dezember einen Rückgang von 4,5 Prozent Fahrten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. "In diese Tage fallen erfahrungsgemäß die meisten Weihnachtsfeiern", sagt Gudrun Reinke, Sprecherin der Zentralen. Und aus anderen Taxi-Unternehmen hört man sogar, von den betrieblichen Weihnachtsfeiern sei in diesem Jahr gar nichts zu merken.

Dementsprechend pessimistisch geht die Gastronomiebranche in die Saison: 52,2 Prozent der deutschen Gastwirte, so steht es im DEHOGA-Branchenbericht, kalkulieren mit geringeren Erträgen im Winterhalbjahr (Vorjahr: 58,3 Prozent). Mehr als 45 Prozent sind der Meinung, dass der Umsatz weiter sinkt. Und nur noch jeder Zehnte glaubt, dass er höhere Preise für seine Speisen und Getränke erzielen wird - im letzten Jahr war es noch jeder Vierte. Für die Gastronomen wird es wohl ein harter Winter.