Hamburg. Der russische Geschäftsmann Andrej Burlakow, früher Eigner der Wadan-Werften in Rostock und Wismar, steht laut Medienberichten unter Betrugsverdacht. Widersprüchlich blieb gestern allerdings, ob er in Moskau bereits in Untersuchungshaft sitzt, oder ob nach ihm gefahndet wird. Burlakows Leasing-Gesellschaft habe nicht gedeckte Kredite an Briefkastenfirmen vergeben und das Unternehmen dadurch in den Konkurs getrieben, berichtete die russische Agentur Ria Nowosti.

Unklar ist, ob Burlakows Inhaftierung auch mit seinen Geschäften in Deutschland zusammenhängt. Die beiden Wadan-Werften in Wismar und in Rostock waren im August in die Insolvenz gegangen, 2200 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Burlakow, der die Werften 2008 vom skandinavischen Aker-Konzern gekauft hatte, konnte die von ihm versprochenen Aufträge der russischen Handelsflotte nicht beibringen. Mittlerweile hat der ebenfalls russische Investor Witaly Jussufow die Werften unter dem neuen Namen Nordic Yards übernommen. Rund 900 Mitarbeiter sind derzeit mit der Fertigstellung von zwei Fähren für die schwedische Stena Line beschäftigt. Die übrigen gehören vorerst bis Ende März Transfergesellschaften an.

Burlakows früherer Sprecher in Deutschland, Klaus-Peter Schmidt-Deguelle von der Berliner Agentur WMP Eurocom, sagte dem Abendblatt, er wisse nichts über die Hintergründe der Untersuchungshaft. Er habe seit Wochen keinen Kotakt mehr zu Burlakow gehabt.

Die IG Metall in Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich von den Betrugsvorwürfen wenig überrascht. "Es gab schon damals Unmengen von Anzeichen, denen leider niemand nachgegangen ist", sagte der Rostocker Generalbevollmächtigte der Gewerkschaft, Rüdiger Klein, der Nachrichtenagentur dpa im Rückblick auf den Werftenverkauf vor rund eineinhalb Jahren. Die damalige Aker-Spitze in Oslo hätte mithilfe einer sorgfältigen Bonitätsprüfung Burlakows geschäftliches Umfeld ausleuchten müssen, um Zweifel an dessen Seriosität auszuräumen, meinte Klein. "Die Sorge, woher das Geld kommt, gab es ja schon früher." Tragisch sei, dass die um Aufträge ringenden Nordic-Werften nun abermals in die Schlagzeilen gerieten.

Der neue Eigentümer Jussufow rechnet für die Mitte des kommenden Jahres mit Aufträgen für neue Schiffe. "Wir brauchen noch etwas Zeit", sagte er vergangene Woche in Hamburg. Mit der IG Metall hatte er einen neuen Tarifvertrag für die Mitarbeiter auf den Werften ausgehandelt. Derzeit plane er mit dem Management für die kommenden drei Jahre. Die "Pipeline" möglicher Aufträge sei voll. Mittelfristig sollen in Wismar und Rostock wieder 1600 Schiffbauer arbeiten. Technologischer Schwerpunkt der Werft seien künftig Spezialschiffe etwa für die Fahrt in arktischen Gewässern.