Hamburg. Der Baukonzern Hochtief hat den für Freitag geplanten Börsengang seiner Tochter Hochtief Concessions AG abgesagt, nachdem die Investoren angesichts der jüngsten Kursausschläge an den Finanzmärkten nur zögerlich nach den Anteilsscheinen gegriffen hatten. Das Vorhaben werde "zunächst" nicht weiter verfolgt, erklärte der Konzern gestern Abend. Eine Veräußerung unter Wert scheide aus. Hochtief Concessions hält 34,8 Prozent am Flughafen Hamburg.

Bereits in den vergangenen Tagen waren an den Märkten Zweifel aufgekommen, ob der Börsengang wie geplant stattfinden werde. So hatten unter anderem Zahlungsschwierigkeiten des Emirats Dubai - eine Region, in der viele Baukonzerne tätig sind - die Investoren verunsichert. Insider berichteten mehrfach über geringe Nachfrage nach den neuen Aktien. So war ihr vorbörslicher Kurs am Graumarkt im Verlauf der Woche von zunächst 28 Euro auf rund 25 Euro gesunken. Die von Hochtief und den Emissionsbanken festgelegte Preisspanne lag zwischen 24 und 29 Euro. Daraus ergibt sich ein Emissionserlös von bis zu einer Milliarde Euro. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter hatte allerdings immer wieder betont, der Konzern werde die Tochtergesellschaft nicht um jeden Preis an die Börse bringen. Eine Absenkung der Preisspanne hatte er ausgeschlossen.

Hochtief Concessions zählt sich zu den weltweit bedeutendsten industriellen Infrastrukturinvestoren. Außer den Anteilen an fünf weiteren Flughäfen - Düsseldorf, Athen, Budapest, Sydney und Tirana - umfasst das Portfolio fünf Straßen und zwei Tunnel, 89 Schulen, zwei Rathäuser, ein Bürgerzentrum, eine Kaserne und zwei Geothermieprojekte. Dabei werden die Autobahnen oder Schulen von dem Unternehmen mit eigenem Geld finanziert, anschließend bis zu 30 Jahre lang gegen Mauteinnahmen oder Gebühren betrieben und danach dem Staat übergeben.

Zwar hieß es von Marktexperten, der Zeitpunkt des angepeilten Börsengangs sei trotz der Luftfahrtkrise gar nicht so ungünstig. Schließlich sei der Luftverkehr langfristig gesehen ein "Wachstumsmarkt mit Zuwachsraten, die oberhalb des allgemeinen Wirtschaftswachstums liegen", sagte Jens Jung, Analyst der BHF-Bank, dem Abendblatt. Doch es gab offenbar noch einen anderen Grund für die große Skepsis bei den Anlegern: "Der vorgesehene Emissionserlös liegt nicht weit unter dem zuvor genannten Wert der Hochtief-Sparte", erklärte Stefan Röhle, Börsenexperte bei Independent Research. "Manche Investoren hätten aber wohl gern einen größeren Sicherheitsabschlag gesehen."

In den ersten neun Monaten 2009 erwirtschaftete Hochtief Concessions mit gut 300 Beschäftigten einen Bruttogewinn von knapp 57 Millionen Euro (minus acht Prozent), wobei die Flughafensparte ihren Ertrag sogar steigerte.

Zum Flughafen Hamburg hieß es im Emissionsprospekt, er weise ebenso wie die Airports in Düsseldorf und Athen einen "besonders attraktiven Einzugsbereich" auf. Diese drei Beteiligungen stellten "stabile Wachstumsprojekte" dar. Aufgrund des noch fortbestehenden Optimierungspotenzials sei geplant, alle Flughafenanteile langfristig zu halten.

Vertreter des Hamburger Flughafens hatten sich zu dem Börsengang von Hochtief Concessions ebenso wenig äußern wollen wie die Finanzbehörde - die Stadt ist mit 51 Prozent Mehrheitseigner des Flughafens. Offenbar war man jedoch davon ausgegangen, dass ein Börsengang keine Auswirkungen auf dessen Geschäft und auf die Strategie hat, zumal Hochtief die Mehrheit an der Infrastrukturtochter behalten will. Die restlichen 14,2 Prozent der Anteile am Hamburger Flughafen liegen bei der Hochtief AirPort Capital. Hinter ihr stehen die Investoren KfW Ipex-Bank (Deutschland), Hastings Funds Management (Australien) und Caisse de dépot et placement du Québec (Kanada).