München. 15 Monate lang haben sich die früheren Siemens-Vorstände in der Schmiergeldaffäre gegen die Zahlung von Schadenersatz gewehrt, nun greifen die meisten von ihnen doch tief ins Portemonnaie. Allen voran lenkte Ex-Konzernchef Heinrich von Pierer ein. Sechs Millionen Euro hatte der Aufsichtsrat von ihm gefordert, auf fünf einigten sich beide Seiten nun. Zudem stimmten sechs weitere Topmanager Zahlungen zu und ersparten dem Münchner Konzern damit einen bis zu sechs Jahre dauernden Zivilprozess.

Der frühere Siemens- und heutige Alcoa-Chef Klaus Kleinfeld soll zwei Millionen Euro zahlen, Uriel Sharef vier Millionen, Jürgen Radomski und Johannes Feldmayer jeweils drei Millionen sowie Ex-Aufsichtsratschef Karl Hermann Baumann eine Million. Drei weitere Manager hatten bereits vor einigen Monaten einer halben Million Euro Schadenersatz zugestimmt, sodass die Gesamtsumme vorläufig 19,5 Millionen Euro beträgt.

Pierers Anwalt betonte, die Zahlung sei kein Schuldeingeständnis im größten Schmiergeldskandal der Bundesrepublik. Die Verständigung beruhe darauf, dass sich der Aufsichtsrat mit der gefundenen Lösung zufriedengibt und Pierer seine Ruhe habe: "Herr Dr. von Pierer wollte sich und seiner Familie eine solche gerichtliche Auseinandersetzung mit existenzbedrohenden Prozess- und Kostenrisiken nicht zumuten." Der amtierende Siemens-Vorstandschef Peter Löscher zeigte sich in einem Brief an die Mitarbeiter "erleichtert über diese Entwicklung" und dankte den Beteiligten.

Gegen zwei frühere Vorstände will der Konzern nun klagen. Während Ex-Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger es "gut" findet, dass ein Gericht die Vorwürfe dann prüfen wird, teilte Thomas Ganswindts Anwalt mit, dass seinem Mandanten weiter an einer Einigung gelegen sei. Das Münchner Unternehmen wirft den Managern vor, ihren Kontrollpflichten nicht ausreichend nachgekommen zu sein. Zwischen 2000 und 2006 flossen rund 1,3 Milliarden Euro an Regierungsmitarbeiter verschiedener Länder, um bevorzugt an Aufträge zu kommen.