Hamburger Hafen steckt weiter in der Krise: Verkehr in die Ostseeregion und nach Asien bleiben schwach. 2010 soll es besser werden.

Hamburg. Der Hamburger Hafen steckt weiter tief in der Krise. Der Gesamtumschlag und das Volumen bei den Containern sanken in den ersten neun Monaten des Jahres mit zweistelligen Raten. So lag der Umschlag mit 82,8 Millionen Tonnen um 22,9 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum, zudem wurden mit 5,302 Millionen Standardcontainern (TEU) 29,3 Prozent weniger verladen. Kleiner Lichtblick: Immerhin ergab sich im dritten Quartal ein Plus gegenüber dem Sommer. Es beträgt 70 000 Boxen oder vier Prozent. "Die Entwicklung wird sich zum Jahresende aber kaum fortsetzen, denn nach dem guten Ergebnis für Oktober erwarten wir für November und Dezember eher schwächere Monate", sagte Claudia Roller, Vorstand des Hafen Hamburg Marketing (HHM), gestern in Hamburg.

Getroffen wird Hamburg weiter durch die Rückgänge im Asien- und im Ostseeverkehr. So kamen allein aus dem Fernen Osten bis Ende September mit 3,1 Millionen TEU eine Million weniger als im Vorjahreszeitraum in die Hansestadt. Im Handel mit Russland gab es gar ein Minus von 56,9 Prozent, mit Finnland um 44,9 Prozent und mit Schweden um 30,6 Prozent. "Hamburg schneidet im Containerumschlag vor allem deshalb schlechter als die Konkurrenzhäfen an der Nordsee ab, weil Asien und die Ostsee die Bereiche sind, von denen die Hansestadt zuvor profitiert hat", sagte Professor Burkhard Lemper vom Bremer Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL).

Die Rückgänge wirken sich auch auf die Zubringerverkehre aus, bei denen kleinere Frachter die Container von Überseeschiffen übernehmen und sie weitertransportieren. "Zudem haben Reedereien solche Verkehre von Hamburg abgezogen, weil die Transportkosten in Rotterdam und Zeebrügge zurzeit günstiger sind", sagte Lemper.

Insgesamt wurden 38 Prozent oder 1,5 Millionen TEU weniger auf die kleinen Frachter verladen. Die Kapazität der Schiffe sank um elf Prozent unter die des Vorjahres. Dennoch hat sich die Zahl der Feederdienste derzeit gegenüber 2008 um sechs auf 46 erhöht. "Hamburg bleibt der wichtigste Hafen für Fernost", sagte Roller.

Vor allem in China sieht sie jetzt erste positive Tendenzen. Der Außenhandel lege zu, die Industrie sei optimistischer und das Interesse an deutschen Exportprodukten sprang wieder an. Auch beim Massengutumschlag, der insgesamt um 11,5 Prozent auf 27,3 Millionen Tonnen absackte, gibt es erste positive Entwicklungen. So konnten zuletzt Zuwächse bei Kohle, Getreide und bei Mineralöl- und Chemieprodukten verzeichnet werden.

Zumindest die Elbvertiefung soll sich nun nicht weiter verzögern. "Wir rechnen damit, dass der Planfeststellungsbeschluss im dritten Quartal 2010 gefasst wird", sagte Jens Meier, der Chef der Hamburg Port Authority (HPA). Schon im ersten Halbjahr 2011 könnte laut Roller eine spürbare Verbesserung bei der Zufahrt für die Containerriesen erreicht werden. Schon bis Ende Juni hatten 311 Frachterriesen den Hafen angelaufen, deren maximale Tiefgänge bei mehr als 14 Metern lagen - ein Plus von 18 Prozent. Sie alle hätten bei voller Beladung den Fluss nicht mehr passieren können.

Mithilfe der Unternehmensberatung McKinsey will die HPA jetzt globale Trends bei Technologie, Ökonomie und Ökologie sowie bei der demografischen Entwicklung in die Hafenplanungen einbringen. Ende des Jahres sollen dazu erste Ergebnisse vorliegen, die in den für Ende 2010 geplanten, dann für die kommenden fünf Jahre gültigen Hafenentwicklungsplan eingehen.

Gleichzeitig sind von den 19 ausgewählten Bewerbern inzwischen zwölf Konzepte für den geplanten Central Terminal Steinwerder (CTS) im Mittleren Freihafen eingegangen. "Wir haben dabei auch die geplanten Investitionen mitsamt den Finanzierungen, die von den Firmen und Konsortien geplanten Kapazitäten sowie die gewünschten Laufzeiten für die Vermietungen abgefragt", sagte Meier. Entschieden über das beste Konzept wird Ende Februar. "Wir müssen das Hafengelände künftig für die Ansiedlung von Industrie und für den Umschlag nutzen. Dann wird er auch wieder Ladung wie ein Magnet anziehen", so der HPA-Chef.

Für das Gesamtjahr wollte HHM-Chefin Roller gestern allerdings keine Umschlagprognose abgeben. Voraussichtlich dürfte das Ergebnis, nachdem 2008 noch knapp zehn Millionen TEU erreicht wurden, in diesem Jahr zwischen 7,5 und acht Millionen TEU liegen. Für das kommende Jahr ist das Hafen Hamburg Marketing aber für den Außenhandel optimistisch. Roller: "Ein Plus von drei bis vier Prozent halten wir für möglich."