Hamburg. Er wirkt äußerst liebenswürdig, spricht sehr gut deutsch und hat meist ein sympathisches Lächeln auf den Lippen. Doch letzteres dürfte Lars G. Josefsson nun vergangen sein: Denn der Druck auf den Chef des schwedischen Stromkonzerns Vattenfall wird immer größer. Josefsson, der dem Staatskonzern Vattenfall nicht nur den ehemaligen Hamburger Versorger HEW zugeführt hat, sondern mit HEW, der Berliner Bewag und den ostdeutschen Unternehmen Veag und Laubag den viertgrößten deutschen Stromkonzern schmiedete, muss seinen Posten räumen.

In "wenigen Wochen" soll ein Nachfolger präsentiert werden, wie der Vattenfall-Aufsichtsratsvorsitzende Lars Westerberg in Stockholm sagte. Schwedens Wirtschaftsministerin Maud Olofsson erklärt, sie wolle einen Wechsel an der Spitze des Staatskonzerns "so schnell wie möglich". Olofsson hatte zuvor eine von Josefsson im Jahr 2008 unterzeichnete Haftungsverpflichtung für Unfälle in Vattenfalls norddeutschen Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel als "nicht akzeptabel" bezeichnet. Danach muss der schwedische Mutterkonzern in letzter Instanz für alle Schäden in Deutschland haften.

In Stockholmer Medienberichten hieß es, sollte die volle und unbegrenzte Haftung eintreten, sei Schwedens wichtigster Stromversorger sofort bankrott. Josefsson meinte, der Haftungsvertrag mit der Bundesregierung könne "jeden Tag gekündigt und geändert werden". Das dürfte so nicht stimmen. Denn nach Angaben des Bundesumweltministeriums müssen die Betreiber von Kernkraftwerken in Deutschland für Unfälle und Pannen ihrer Atommeiler in vollem Umfang haften. Diese Regelung existiere seit 1985, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Freitag in Berlin.

Schon vor der jetzt geführten Diskussion zeichnete sich ab, dass der Rückhalt in der schwedischen Politik für Josefsson kleiner wurde. So hat die Regierung verhindert, dass Josefsson das schwedische Stromnetz verkaufen kann, um mit dem Erlös in Höhe von fünf Milliarden Euro in britische Atomkraftwerke zu investieren. Ihm wird von Schwedens Regierung auch das schlechte Image Vattenfalls zur Last gelegt, die Störfälle in den schwedischen und den beiden norddeutschen Kernkraftwerken und die Konzentration des Unternehmens auf nicht erneuerbare Energien wie Kohle oder Atomkraft.

Der Manager, der Vattenfall seit dem Jahr 2000 führt, steht vor dem Ende einer Traumkarriere. Vor allem in Deutschland hat es Josefsson zu Ehre gebracht. Im Jahr 2007 wurde er sogar Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) - für Umweltfragen. Ökoaktivisten, die Vattenfall wegen seiner Stromproduktion aus Braunkohlekraftwerken in den neuen Ländern kritisierten, schüttelten damals nur den Kopf. Denn Braunkohlekraftwerke verursachen einen hohen CO2-Ausstoß.