Hamburg. Die ersten beiden Mehrzweckfrachter der norwegischen Reederei Grieg Shipping sind mit ihm schon unterwegs. Am Sonntag läuft die "Tamborin" der schwedischen Reederei Laurin Maritime nach dem Einbau der Innovation aus Hamburg in Danzig zur Probefahrt aus. Der von dem Hamburger Schiffsruderhersteller Becker Marine entwickelte Mewis-Tunnel wird jetzt in der Branche für eine technische "Revolution" sorgen. Davon ist jedenfalls Dirk Lehmann, der Chef des Mittelständlers aus Harburg und Weltmarktführers für Hochleistungsruder, überzeugt.

Immerhin im Durchschnitt sechs Prozent weniger Treibstoff bringt die Innovation, die sich während der normalen Wartung im Dock innerhalb von etwa vier Tagen einbauen lässt. Das haben nicht nur die Berechungen für verschiedene Schiffstypen am Computer, sondern auch der Einsatz auf See gezeigt.

Der Clou: Eine vor dem Propeller eingesetzte Düse verbessert den Zustrom des Wassers auf die Schiffsschraube und erhöht damit den Schub. Dazu lenken in den Ring eingesetzte Leitbleche das am Schiffsrumpf entlang fließende Wasser ebenfalls auf die Schraube, was ihre Kraft weiter erhöht. "Wir haben gelernt, dass es schwer auszugleichen ist, wenn am Schiffsrumpf vor dem Propeller etwas falsch gemacht wird", sagt Lehmann. Mit dem Mewis-Tunnel glaubt er nun, alles richtig gemacht zu haben.

Nach den Berechnungen von Becker Marine sparen Reeder, die sich für die Technik entscheiden, allein beim Brennstoff zwischen 200 000 und 600 000 Dollar pro Jahr. "Damit hat sich der Preis für die Installation in weniger als zwei Jahren amortisiert", sagte Becker-Marine-Produktmanager Olaf Zimmermann. Gleichzeitig reduziert sich der Ausstoß bei Kohlendioxid bei mehr als 300 Meter langen Schiffsriesen um bis zu 20 Tonnen am Tag.

Das Interesse für solche Innovationen ist gerade in Krisenzeiten groß, in denen die Reederein sparen müssen. "Becker Marine bearbeitet derzeit 60 Anfragen für 260 Schiffe", sagt Lars Justis Ravens, der Verkaufschef des Unternehmens. Geeignet für den nach dem Schiffsantriebsexperten Friedrich Mewis benannten Tunnel, sind vor allem voluminöse, langsam fahrende Frachter. Davon sind weltweit derzeit 10 000 unterwegs. Weitere 2000 Neubauten kämen bis zum Jahr 2013 hinzu.

Das größte Interesse für die Neuerung aus Harburg kommt derzeit aus Griechenland und Skandinavien, wo die großen Flotten von Massengutschiffen und Tankern gemanagt werden. "Die norwegische Regierung hat ihre Reeder aufgefordert, für den Umweltschutz den Treibstoffverbrauch zu reduzieren", so Ravens. In Deutschland, so Lehmann, sei die Nachfrage dagegen eher zögerlich. Hintergrund: Die Schiffseigentümer vercharterten ihre Tonnage zumeist und hätten, weil die Charterer für die Treibstoffrechnungen aufkommen müssten, weniger Interesse an den Investitionen. Künftig könnten jedoch mit dem Mewis-Tunnel nachgerüstete Frachter zu höheren Raten vermietet werden.

Die Schifffahrtskrise hat Becker Marine zwar bisher einige wenige Auftragstornierungen und Verschiebungen eingebracht. Noch immer ist das Unternehmen aber bis ins Jahr 2012 hinein beschäftigt. Mit seinen rund 100 Mitarbeitern rechnet Lehmann für dieses Jahr mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro - etwa so viel wie im vergangenen Jahr.