Hamburg. Von einem Aufschwung spürt Berthold Huber herzlich wenig. Obwohl die meisten Wirtschaftsforscher das Ende der ökonomischen Talfahrt bereits verkündet haben. Aber die Prognosen der vermeintlichen Experten seien auch in den vergangenen Jahren häufig nicht eingetroffen, sagt der Erste Vorsitzende der IG Metall vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten (CHW). Huber spricht von dramatischen Produktionsrückgängen in der Metall- und Elektroindustrie und dass sich die Branche frühestens 2012/13 wieder auf dem Vorkrisenniveau des Jahres 2007 befinden werde.

Für Deutschlands mächtigsten Gewerkschafter ist klar: Die Politik muss helfen. Denn sollte der Staat nicht eingreifen, drohe ein bundesweites Sterben wichtiger Hightech-Unternehmen. "Dann geht uns wichtige Kompetenz in Zukunftstechnologien verloren." Huber erinnert an die Batterie-Fertigung, in der Deutschland einst weltweit mit führend gewesen sei. Und nun schaue man neidisch nach Asien. Damit sich dies in anderen wichtigen Wirtschaftsbereichen nicht wiederhole, plädiert Huber für ein sogenanntes "Public-equity"- Projekt. Im Klartext: Der Staat beteiligt sich vorübergehend an technologisch wichtigen Unternehmen, hilft ihnen über die Krise. "Ein Ausstiegsszenario muss es selbstverständlich geben", sagt Huber. "Ich will ja keinen Sozialismus." Aber den Firmen mit Perspektiven müsse finanziell unter die Arme gegriffen werden. Huber erinnert in diesem Zusammenhang an eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, nach der immer mehr Mittelständler große Schwierigkeiten haben, an Kredite privater Banken zu kommen.

Auch der Blick auf den Arbeitsmarkt bereitet dem IG-Metall-Chef Kopfzerbrechen. Deshalb fordert er die Verlängerung der Kurzarbeiterregelung. Nur so ließe sich im kommenden Jahr ein dramatischer Anstieg der Arbeitslosenzahlen auf womöglich mehr als vier Millionen verhindern. Und genau dies sieht Huber in der aktuellen Krise als die Hauptaufgabe der Gewerkschaften: "Arbeitsplätze sichern und erhalten."