Die Fahrradmarke von Stephan und Jens Peter Dirks wächst in der Krise schneller denn je. Produziert wird in der hauseigenen Manufaktur.

Hamburg. Mit Anfang 20 hatte Stephan Dirks dieselben Träume wie viele junge Leute: die Welt sehen, Grenzen austesten, Erfahrungen sammeln. Er nahm seine Wünsche allerdings wörtlicher als die meisten.

Setzte sich auf sein Fahrrad und erfuhr die Welt, 35 000 Kilometer, über ungezählte Landesgrenzen hinweg. Nordamerika, Australien, Neuseeland, Asien, 18 Monate lang, bis zu 300 Kilometer am Tag. Danach wusste Dirks genau, wie seine berufliche Zukunft aussehen sollte. "Auf dieser Reise habe ich gemerkt, welche Qualitätsansprüche ich an ein Fahrrad stelle", sagt er. Die Idee zur eigenen Marke war geboren.

Heute, mit 43 Jahren, verkauft Stephan Dirks gemeinsam mit seinem Bruder Jens Peter rund 5000 Fahrräder im Jahr, die meisten davon aus eigener Produktion unter dem Markennamen Trenga De. "Für uns steht nach wie vor die Qualität im Vordergrund", sagt Dirks. Damit trifft er offenbar den Zeitgeist. "Die Wirtschaftskrise bestärkt uns darin, aufs richtige Pferd gesetzt zu haben - im vergangenen Jahr sind unsere Umsätze um 20 Prozent gewachsen."

Viele Teile für die Trenga-De-Räder kommen von deutschen oder europäischen Lieferanten, nur Rahmen importieren die Dirks-Brüder aus Asien. "Da sitzen einfach die besten Schweißer", sagt Stephan Dirks. "Ansonsten setzen wir aber bewusst auf deutsche Entwicklungen." Das hat seinen Preis: 95 Prozent ihres Umsatzes machen die Geschwister nach eigenen Angaben mit Fahrrädern, die mehr als 800 Euro kosten. Die hauseigene Manufaktur, eine Rarität in der deutschen Fahrradbranche, ist an das Ausstellungscenter im Harburger Gewerbegebiet angeschlossen - und ist der ganze Stolz der beiden Unternehmer.

"Jedes Bauteil wird hier mit Liebe einzeln angefasst", sagt Stephan Dirks. "Wir konzentrieren uns auf unsere eigene Marke, weil wir damit flexibel produzieren und ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten können." Den Großteil der 4500 Quadratmeter im Fahrradcenter am Großmoordamm nehmen Lager, Werkstatt und Produktion ein.

Hier werden die unbehandelten Rahmenteile zunächst in drei Kabinen mit den derzeitigen Modefarben schwarz und weiß pulverbeschichtet, dann mit Klarlack wetterfest gemacht. "Da kann man mit einem Hammer draufschlagen und der Lack geht nicht ab", verspricht Jens Peter Dirks, der sich als studierter Betriebswirt vor allem um finanzielle Dinge kümmert. Die besprühten Rahmen werden anschließend an einem Schienensystem ähnlich dem einer Autoproduktion aufgehängt und warten zu Dutzenden auf die Vormontage. Was wie ein Fließband aussieht, nennen die Dirks "serielle Einzelproduktion" - die meisten der Renn-, Trecking- Mountain- oder Cityräder werden individuell nach Kundenwunsch gefertigt. "Gerade Rennräder sind immer Einzelstücke, das sind Sportgeräte mit vielen Optionen", erklärt Stephan Dirks.

Dementsprechend bringen die Mitarbeiter Lenker, Gepäckträger, Gabeln und Dynamos an, je nach Auftrag. Bis 2008 verkauften die Brüder ihre Marke auch über andere Fachhändler, heute geht der Vertrieb nur noch über das Internet sowie die beiden eigenen Niederlassungen in Harburg und Buchholz mit insgesamt 50 Mitarbeitern. "Seitdem merken wir großen überregionalen Zulauf", sagt Jens Peter Dirks. "Unsere Devise 'made in Hamburg' gefällt offenbar Kunden in ganz Deutschland."

Auch die beiden Unternehmer bleiben ihren Jugendträumen treu: In ihrer Freizeit legen sie immer noch Tausende von Kilometern pro Jahr auf dem Drahtesel zurück, Ehefrauen und Kinder oft im Schlepptau. Und dass sie meistens aus dem Landkreis Harburg zur Arbeit radeln, ist Ehrensache.