Gläubiger wollen Rest der Kaufhauskette retten. TV-Sender HSE 24 an Beteiligungsgesellschaft verkauft.

Hamburg/Essen. Die Karstadt-Gläubiger haben gestern grünes Licht für die Weiterführung der insolventen Warenhauskette gegeben. Damit stärkten sie Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg, der den größten Teil der derzeit noch 129 Warenhäuser im Rahmen des laufenden Insolvenzverfahrens in möglichst einem Paket an einen Investor verkaufen will.

Doch die Rettungsaktion hat einen hohen Preis. Gestern gab Görg bekannt, dass er im ersten Quartal des kommenden Jahres sechs Häuser schließen wird, die er für nicht mehr überlebensfähig hält. Neben der Hamburger Filiale im Elbe-Einkaufszentrum (EEZ, das Abendblatt berichtete) gehen im "Haus am Dom" in München, dem Karstadt-Geschäft in der Kampstraße in Dortmund sowie in den Stuttgarter, Berliner und Braunschweiger Fachmärkten von Schaulandt und WOM bald die Lichter aus. Weitere Schließungen könnten noch folgen. Vor wenigen Wochen hatte Görg angekündigt, dass 17 Häuser aufgegeben werden könnten.

Im Hamburger EEZ jedenfalls war gestern die Enttäuschung groß. "Die 110 betroffenen Beschäftigten sind unendlich traurig", sagte Dirk Düssmann, Betriebsratschef der Filiale, gestern dem Abendblatt. "Andererseits sind sie wütend, denn auf ihren Schultern wird nun das Missmanagement im Unternehmen ausgetragen", sagte gestern Brigitte Nienhaus von Ver.di. Die Gewerkschaft werde sich aber darum bemühen, "so viele Existenzgrundlagen wie möglich zu erhalten", sagte Nienhaus. Unter anderem will die Gewerkschaft erreichen, dass der Konzern betroffene Mitarbeiter in anderen Warenhausfilialen weiter beschäftigt.

Auch die Kunden sind enttäuscht. Erst vor gut einem Jahr haben sie mit einer Unterschriftenaktion erreicht, dass der Hamburger Einkaufscenterbetreiber ECE den Mietvertrag mit Karstadt im EEZ verlängert hat. "Karstadt gehört zum Elbe-Einkaufszentrum. Ich komme eigentlich nur wegen Karstadt hierher. Die Schließung des Warenhauses wird dem Shopping-Center schaden", sagte der Kunde Uwe Batenhorst aus Blankenese. "Frechheit, wo die doch gerade umbauen wollten. Ich verstehe die Schließung nicht", so Kundin Christa Franck aus Eidelstedt. Die Filiale im Einkaufszentrum hat in den vergangenen Monaten darunter gelitten, dass die Kunden sie kaum fanden. Karstadt wollte die Ladenflächen im großen Stil modernisieren, doch nach der Insolvenz der Muttergesellschaft Arcandor blieben die Handwerker weg. Zudem wird das gesamte Einkaufscenter derzeit umgebaut. Der Eingang zu dem Warenhaus ist schon seit Monaten von einer Baustelle verdeckt.

Karstadt-Filialleiterin Ulrike Schalkowski und Betriebratschef Düssmann hoffen nun, dass die Beschäftigten in neuen Läden, die derzeit im EEZ entstehen, einen Arbeitsplatz finden werden. "Die Mitarbeiter sind für jede Stelle dankbar, die angeboten wird", sagte Düssmann. "Wir planen, gemeinsam mit dem Center-Management eine Arbeitsvermittlungsstelle einzurichten", so Schalkowski.

"Sobald wir von Kündigungen unterrichtet werden, schicken wir Mitarbeiter in die Karstadt-Filiale. Sie informieren unter anderem über finanzielle Leistungen, Qualifizierung und Vermittlung", sagte Knut Böhrnsen, Sprecher der Hamburger Arbeitsagentur, dem Abendblatt. "Unser Ziel ist eine Vermittlung von Job zu Job. Im Einzelhandel kann dies sogar gelingen, denn in der Branche gibt es fast immer freie Stellen."

Wann und an wen Görg die verbleibenden Karstadt-Häuser verkaufen kann, ist noch offen. Dennoch ging gestern der Ausverkauf des Arcandor-Konzerns weiter. Der Verkaufssender HSE 24, der dem Unternehmen gehörte, geht an die Beteiligungsgesellschaft Axa Private Equity, wie Görg sagte. Der Gläubigerausschuss habe den Verkauf schon gebilligt, der 500 Arbeitsplätze sichere. Über den Kaufpreis für HSE 24 sei Stillschweigen vereinbart worden. Verhandlungsteilnehmer bezifferten ihn auf 180 Millionen Euro. Görg sammelt das Geld für die Gläubiger ein.