Hamburg. Ein Jahr nach der geplanten Zerschlagung der Versicherungsgruppe Deutscher Ring zeichnet sich für die 1541 Beschäftigten in Hamburg noch immer keine Perspektive ab. "Sie leben in völliger Ungewissheit", sagt die Betriebsratsvorsitzende Helga Reichow dem Abendblatt. 13 Prozent der Vollzeitstellen sollen abgebaut werden. "Seit einem Jahr beschäftigt sich das Unternehmen mit sich selbst und der Eigentümer, die Schweizer Baloise, manövriert sich immer tiefer in die Sackgasse", sagt Reichow. Morgen wollen die Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung Auskunft vom Vorstand über das weitere Vorgehen einfordern.

Im November 2008 hatte die Schweizer Versicherung Baloise überraschend angekündigt, ihre beiden Ring-Gesellschaften, Sach- und Lebensversicherung, stärker mit der anderen deutschen Tochter Basler Versicherungen aus Bad Homburg zu verzahnen, um Personal und Kosten zu sparen. Auf der Strecke blieb dabei die Krankenversicherung in Form eines Versicherungsvereins, der zwar unter dem Dach des Deutschen Rings angesiedelt ist, rechtlich aber nicht den Schweizern gehört.

Allerdings arbeiten rund 900 Mitarbeiter für alle drei Gesellschaften, die zudem über eine gemeinsame IT- und Organisationstechnik verfügen. Eine Entflechtung gilt als schwierig. Die Krankenversicherung des Deutschen Rings hat sich inzwischen mit der Signal Iduna zu einem Gleichordnungskonzern zusammengeschlossen. Das verstärkt den Druck auf die Schweizer, eine Lösung zu finden.

"Doch im Moment gibt es keinerlei Gespräche zwischen der Sach- und Lebensversicherung des Deutschen Rings und der Signal Iduna", sagt ein Branchenkenner. Eine sich abzeichnende Lösung sei endgültig gescheitert. Danach wollte Signal Iduna auch die beiden anderen Sparten von den Schweizern übernehmen. "Es muss zu einer Entflechtung kommen, denn die Signal Iduna ist ein direkter Wettbewerber von uns, alles andere stand nie zur Diskussion", sagt ein Sprecher der Baloise dem Abendblatt. Branchenkenner gehen davon aus, dass es in diesem Jahr nicht mehr dazu kommen wird.