Hamburg. In den Arbeitskampf um die Zukunft des Hamburger Kolbenschmidt-Werks hat sich jetzt auch Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) eingeschaltet. In einem Brandbrief an Peter Neu von der Kolbenschmidt-Geschäftsführung in Neckarsulm zeigte sich Gedaschko "über den Stil" des Vorgehens des Unternehmens in Hamburg "sehr enttäuscht".

Gleichzeitig kündigte der Senator an, dass die Stadt nun nicht mehr bereit sei, Kolbenschmidt bei der Altlastensanierung des vor der Schließung stehenden Werksgeländes zu unterstützen. Im Klartext bedeutet dies, dass auf den Autozulieferer hohe Kosten für die Reinigung des auf Industriegeländen üblicherweise belasteten Bodens zukommen könnten. In den meisten Fällen unterstützt die Stadt die Unternehmen bei solchen Aufgaben. Doch für Kolbenschmidt gebe es nicht nur kein Geld, sondern Hamburg wolle zudem genau hinschauen, ob das Werksgelände auch korrekt saniert werde.

Wie berichtet, hatte Kolbenschmidt am Wochenende sein Hamburger Werk abgeriegelt und mit dem Abbau von einer der fünf Produktionslinien begonnen. Sie soll im Hauptwerk in Neckarsulm wieder aufgebaut werden. Noch im Frühjahr war mit dem Betriebsrat ein Rationalisierungsschutzabkommen für 154 der damals noch knapp 200 Mitarbeiter vereinbart worden. Es sollte das Hamburger Werk bis 2012 sichern, doch daraus wird jetzt wohl nichts mehr.

In dem Werk in Bahrenfeld ruht bereits seit Montag die Produktion. Zeitweilig dürften die Mitarbeiter die Fabrik sogar nicht mehr betreten. Gestern kamen mehr als 70 der verbliebenen rund 188 Mitarbeiter vor der Fabrik zu einer Mahnwache zusammen. Viele sind bereits seit Jahren bei Kolbenschmidt beschäftigt und sorgen sich um ihre Zukunft. So auch Betriebsratschef Ibrahim Solar. "Ich habe drei schulpflichtige Kinder und muss noch unser Haus abbezahlen. Wie dies gehen soll, wenn ich arbeitslos werde, weiß ich nicht", sagte er. Auch heute und morgen finden von 11 bis 13 Uhr Mahnwachen vor dem Werk statt.