Um 22.58 Uhr MEZ gestern Abend war es offiziell: Der Autobauer Opel bleibt nun doch bei seinem US-Mutterkonzern General Motors.

Detroit/Rüsselsheim. Der Verwaltungsrat des teilverstaatlichten US-Konzerns entschied nun doch gegen den seit Langem geplanten Verkauf des deutschen Traditionsunternehmens an den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna und die russische Sberbank. Die Verbesserung des Geschäftsumfeldes und die Bedeutung von Opel seien für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen, teilte GM am Sitz des Konzerns in Detroit mit. Die US-Autobauer wollen Opel in Eigenregie sanieren.

Die Bundesregierung, die den Verkauf an das Konsortium aus Magna und Sberbank befürwortet hatte, werde in Kürze über den Restrukturierungsplan für Opel informiert, hieß es weiter. Der Plan sehe Ausgaben von rund drei Milliarden Euro vor. GM werde bei der Sanierung mit der Europäischen Union zusammenarbeiten.

Die Opel-Treuhand, bei der 65 Prozent der Anteile der deutschen GM-Tochter geparkt waren, nahm die Entscheidung aus Detroit zur Kenntnis. Der Beschluss des GM-Verwaltungsrats bedürfe nicht der Zustimmung der Treuhand, hieß es. "Ich hoffe, auch im Interesse der Beschäftigten bei Opel, dass dieser Beschluss Opel zu neuer wirtschaftlicher Stabilität verhilft", erklärte der Vorsitzende des Beirats, Fred Irwin.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), in dessen Bundesland das Opel-Stammwerk Rüsselsheim liegt, reagierte erzürnt. "Ich bin sehr betroffen und verärgert, dass die monatelangen Bemühungen, für Opel Europa eine möglichst gute Lösung zu finden, an GM gescheitert sind", erklärte er und forderte von GM die Rückzahlung eines Überbrückungskredits bis zum 30. November, "damit der deutsche Steuerzahler keinen Schaden nimmt". Koch weiter: "Angesichts der negativen Erfahrungen der letzten Jahre mit der Unternehmenspolitik von GM mache ich mir große Sorgen um die Zukunft des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze."

Für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt die Entscheidung von GM einer Niederlage gleich. Sie hatte sich persönlich für den Investor Magna starkgemacht. Dagegen hatte ihr damaliger Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) noch unmittelbar nach der Grundsatzentscheidung der Großen Koalition, Opel und seinen künftigen Eigentümern Staatshilfe bei der Sanierung zu gewähren, seine Vorbehalte deutlich gemacht.

Die Entscheidung von GM kam kurz nachdem die Kanzlerin die seltene Ehre erfahren hatte, vor beiden Häusern des US-Kongresses zu reden. Auch mit US-Präsident Barack Obama hatte sie gesprochen. GM war nur durch Staatshilfen gerettet worden, die US-Regierung hat bei dem Konzern entscheidenden Einfluss. Sie erklärte gestern Abend, sie sei an der Entscheidung nicht beteiligt gewesen.