Die Geschäfte des Traditionsunternehmens Quelle sind bereits fast leer gekauft. Weiter großer Ansturm im Internet.

Hamburg. Nachdem am Wochenende die Internetseite von Quelle zeitweise zusammengebrochen war, wurden viele Kunden auch gestern beim Verkaufsfinale in den Shops der insolventen Versandfirma enttäuscht. Was als größter Ausverkauf in der bundesdeutschen Geschichte angekündigt worden war, hatte vielerorts den Charakter eines Restemarktes für eine Handvoll verschmähter Waren.

Einige Kunden verließen am Montag zwar das Quelle Technik Center in Harburg mit vollen Tüten. Viele aber mit der Gewissheit, dass hier für sie nichts mehr zu holen ist. So wie Jovanti Bennewitz, die sich für einen Flachbildfernseher interessiert. Nach wenigen Minuten ist die dunkelhaarige Frau schon wieder raus aus dem Shop, der an diesem Tag überlaufen ist. Für den Universum-Fernseher will Quelle noch 549,99 Euro haben, "aber für den Preis habe ich schon etwas Besseres gesehen", sagt die Kundin und geht schulterzuckend Richtung Fußgängerzone in Harburg, die mit Ein-Euro-Läden und Postenbörsen auch an anderen Tagen zum Billigshoppen einlädt: Die TV-Geräte, Hausschuhe für 12,50 Euro oder ein Wasserkocher für 49 Euro von Quelle sind hier nicht gerade die Preisbrecher.

Eine lange Schlange hatte sich am Morgen auch vor dem Quelle-Shop in Hamburg-Horn gebildet. "In meinem Laden ist ein großer Andrang auf alle Produkte zu spüren", sagte Filialleiter Ingo Schrader. Im Quelle-Verkaufshaus im Hamburger Stadtteil Berne hingegen war das Interesse der Kunden laut Filialleiterin Manuela Hammerich "nicht größer als sonst". "Ich gehe aber davon aus, dass die Geier noch kreisen werden", sagte Hammerich. Der Quelle-Shop in Langenhorn hat bereits geschlossen, weil keine Artikel mehr am Lager sind.

Der Quelle-Insolvenzverwalter hatte vor gut zehn Tagen das Aus für das Traditionsunternehmen bekannt gegeben. Trotz intensiver Verhandlungen fand sich kein Investor für den Versender, der im Zuge der Pleite des Mutterkonzerns Arcandor ebenfalls einen Insolvenzantrag stellen musste.

Insgesamt 18 Millionen Räumungsverkaufsartikel sollen nun in den kommenden Wochen im Internet und den gut 1200 Shops angeboten werden. Möbel sollen mit 20 Prozent, Technik mit zehn Prozent und Kleidung mit 30 Prozent Nachlass verkauft werden. Die Shops und Center könnten aber selbst entscheiden, ob sie ihre Rabatte noch weiter nach oben schrauben wollten, sagte Thomas Schulz.

Der Quelle-Sprecher geht allerdings davon aus, dass der Großteil des Ausverkaufs ohnehin über das Internet abgewickelt werden dürfte. Dort war der Ansturm auch gestern zeitweise so groß, dass sich die Seiten nicht oder nur langsam aufbauten. Bereits am Sonntag konnten etliche Kunden die Seite schon kurz nach dem Start des Ausverkaufs um sechs Uhr nicht mehr aufrufen.

Verbraucherschützer raten den Kunden, sich nur auf die Zahlung per Rechnung und nicht per Vorkasse einzulassen. Umtausch ist möglich, Ratenzahlung aber nicht mehr - die per Rechnung gelieferte Ware muss in 14 Tagen bezahlt werden.

Der Quelle-Betriebsrat hofft, dass der Ausverkauf viele Beschäftigte bis Weihnachten in Lohn und Brot halten kann. Wie lange frische Ware nachbestellt und versendet werden kann, ist aber noch unklar. Spätestens dann werden weitere Tausende Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren - und auch für die Kunden wird die traditionsreiche Einkaufs-Quelle für immer versiegt sein.