Die Zielmarke von 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens erreichen viele trotz Riester-Rente nicht. Hansestadt schlechter als Bund.

Hamburg. Mehr als die Hälfte der Hamburger wird seinen Lebensstandard im Alter nicht halten können. Rund 55 Prozent der Bevölkerung in Hamburg erreicht auch unter Einbeziehung von Riester-Rente oder betrieblicher Altersvorsorge kein ausreichendes Versorgungsniveau im Rentenalter. Das geht aus der detaillierten Regionalauswertung eines Altersvorsorgeatlas hervor, den die Fondsgesellschaft Union-Investment mit dem Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg erstellte. Mit dem Wert von 55,5 Prozent steht Hamburg im bundesweiten Vergleich (42,8 Prozent) sehr schlecht da, denn nur der Ostteil Berlins kommt mit 62,6 Prozent auf einen noch schlechteren Wert, geht aus der Studie hervor.

Berücksichtigt man nur die Zahlungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung sieht die Lage in der Hansestadt noch besorgniserregender aus. Dann erreichen 77,4 Prozent der Bevölkerung kein ausreichendes Versorgungsniveau. 1013 Euro bekommen die Hamburger im Durchschnitt als Rente. "Damit können sie lediglich 41 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen", sagt Professor Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg. Die Beamten in Hamburg bekommen im Durchschnitt 2507 Euro. Damit können sie immerhin 63 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen. Hinter den Durchschnittswerten können sich je nach Alter, Geschlecht oder Einkommen der Betroffenen große Unterschiede verbergen.

Als ausreichendes Versorgungsniveau gelten 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens. "Das bezieht sich dann auf alle drei Schichten der privaten Altersvorsorge", sagt Manfred Jäger vom Institut der deutschen Wirtschaft. Die erste Schicht ist die gesetzliche Rentenversicherung. Unter die zweite Schicht fallen staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte wie Riester- oder Rürup-Rente. Als dritte Schicht gilt die vollständig private, individuelle Altersvorsorge in Form von Rentenversicherungen oder Wohneigentum. "Es kommt darauf an, die persönliche Altersvorsorge durch Streuung auf eine möglichst breite Basis zu stellen", sagt Hans Joachim Reinke, Vorstandsmitglied von Union Investment. Dabei sollten Anleger auch auf Aktien trotz der großen Schwankungen nicht verzichten. Nach seiner Einschätzung werden Aktien künftig im Durchschnitt zwischen sechs und acht Prozent Rendite bringen. "Aber andere Anlageformen bringen deutlich weniger", sagt er. "Deshalb kommen Anleger an Aktien nicht vorbei."

Allein die gesetzliche Rente reicht künftig für den Ruhestand nicht mehr aus, denn die Leistungen wurden seit 1992 in mehreren Schritten gesenkt. So richtet sich die Entwicklung der Renten nicht mehr nach den Brutto-, sondern nach den Nettoverdiensten. Als Ausgleich für die Absenkung des Renteniveaus wurde die staatlich geförderte Riester-Rente eingeführt, die in Hamburg lediglich von 26 Prozent der Anspruchsberechtigten genutzt wird.

Zusätzlich unterliegt die geringer werdende Rente der Besteuerung. Je später der Rentenbeginn, desto höher der Steueranteil. Wer ab dem Jahr 2040 in Rente geht, muss seine gesetzlichen Altersbezüge voll versteuern. Auch bei der Riester-Rente greift der Fiskus zu. "Am härtesten trifft es jene, die zwar von einem großen Teil der Rentenreform betroffen sind, jedoch wenig Zeit haben, dies auszugleichen", sagt Raffelhüschen. "Das sind die heute 40- bis 45-Jährigen." Die Riester-Rente gleicht nur einen Teil der Rentenreformen der vergangenen Jahre aus. "Wer seinen Lebensstandard im Alter halten will, muss deutlich mehr tun", sagt Raffelhüschen. Er rät, zwischen sechs und acht Prozent des Lohnes als langfristige Ersparnis zurückzulegen.