Die bundesweiten Proteste der Postmitarbeiter haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Nach mehreren harten Verhandlungsrunden legten der Konzern und die Gewerkschaft Ver.di am Freitag in den frühen Morgenstunden ihren Tarifstreit bei. Der drohende Streik vor Weihnachten ist damit vom Tisch.

Hamburg/Berlin. Ver.di konnte weitestgehend alle erhobenen Forderungen der Deutschen Post nach drastischen Kosteneinsparungen beim Personal abwehren. So bleibt die Wochenarbeitszeit für die rund 80 000 Briefträger bei 38,5 Stunden stabil. Die Post wollte diese ohne Lohnausgleich auf 40 Stunden erhöhen. Alle 130 000 Postbeschäftigten werden die zuvor tariflich vereinbarte Lohnerhöhung um drei Prozent im Dezember nun doch erhalten, die der Konzern angesichts der Wirtschaftskrise aussetzen wollte. Zudem wurde ein Vertrag zur Beschäftigungssicherung verlängert. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen bei der Deutschen Post nunmehr bis Ende 2011 ausgeschlossen. Auch die Fremdvergabe von Briefdiensten ist bis zu diesem Zeitpunkt nicht erlaubt.

Im Gegenzug werden Überstundenzuschläge für die nächsten 18 Monate bis Juni 2011 ausgesetzt. Die Möglichkeit der Fremdvergabe im Paketdienst wurde um 100 auf 990 Bezirke ausgeweitet. Darüber hinaus wurde die Laufzeit des Lohntarifvertrags bis Ende 2011 verlängert, was dem Konzern mehr Planungssicherheit bringt. Postchef Frank Appel bezeichnete die Vereinbarung als "Etappensieg für stabile Erträge und sichere Arbeitsplätze". Mit der Einigung könnten die Kosten im Jahr 2010 um 140 Millionen Euro und 2011 sogar um 230 Millionen Euro gesenkt werden.

Die Gewerkschaft zeigte sich mit dem Ergebnis ebenfalls ausgesprochen zufrieden. "Alle Härten konnten abgewehrt werden", sagte der für den Norden zuständige Landesfachbereichsleiter Wolfgang Abel. Gleichzeitig appellierte er an den Postvorstand: "Appel sollte aus dem Konflikt die Lehre ziehen, dass Tarifverhandlungen am Verhandlungstisch geführt werden und nicht über die Medien."