Im August 2010 starten bereits neue Verbindungen nach Köln. Deutsche mahnen faire Konkurrenz an.

Hamburg. Die Pläne der Bahnkonkurrenten im Fernverkehr haben einen deutlich höheren Umfang als bisher angenommen. Gleich mehrere Strecken will die Berliner Keolis, eine Tochter der französischen Staatsbahn SNCF, bedienen. Dazu gehört auch die Linie zwischen Berlin und Hamburg. Das bestätigte ein Keolis-Sprecher am Freitag dem Abendblatt. Gestartet werden könnte dort im Dezember 2010.

Bereits vom 15. August an wird jedoch die ebenfalls in Berlin ansässige Locomore Rail neue Verbindungen zwischen Hamburg und Köln anbieten. "Wir werden an beiden Bahnhöfen jeweils dreimal pro Tag mit zunächst sechs Waggons pro Zug starten", sagte Geschäftsführer Derek Ladewig dem Abendblatt. Dabei will das Unternehmen auf gebrauchte Waggons zurückgreifen, die noch modernisiert werden sollen. "Die Züge werden so schnell wie ein IC sein. Der Hamburg-Köln-Express soll aber preislich günstiger sein als bisher", verspricht Ladewig.

Kooperationen zwischen der Deutschen Bahn und der SNCF gibt es zwar bereits. So fährt zwischen Paris und Frankfurt der ICE und zwischen München, Stuttgart und Paris ein TGV. Auch plant die Bahn für 2012 eine weitere Verbindung zwischen Frankfurt und Südfrankreich.

Doch Keolis, dessen Züge derzeit vor allem in Nordrhein-Westfalen unterwegs sind, hat jetzt auch Anträge für die Strecken Hamburg-Frankfurt-Straßburg und Straßburg-Frankfurt-Berlin-Hamburg gestellt. Auch für die SNCF sollen gebrauchte Waggons etwa aus Österreich, den Niederlanden oder der Schweiz fahren. Ihr Standard entspricht dem IC-Niveau.

"Wir rechnen damit, dass ein Angebot von der Netzgesellschaft der Bahn bis März vorliegen wird. Bis April müssen wir uns dann entscheiden", sagte der Keolis-Sprecher. Nur wenn das Angebot eine schnelle Verbindung ermöglicht, wird Keolis zustimmen. Der Zugverkehr beginnt dann zwischen Dezember 2010 und Dezember 2011.

Auch bei Locomore soll es nicht bei der einen, zunächst für ein Jahr gewonnenen Verbindung bleiben. "Die Bewerbung für Hamburg-Frankfurt-Stuttgart und Berlin-Hannover-Ruhrgebiet-Frankfurt läuft", so Locomore-Geschäftsführer Ladewig. Angepeilt wird eine Trassennutzung für fünf Jahre. Hinter den Berlinern steht mit der Railroad Development Corporation eine US-Investmentgesellschaft.

Die Bahn fordert nun "einheitliche Spielregeln" für alle Eisenbahngesellschaften in Europa. Dann könnten Einbußen im Inland durch neue Strecken im Ausland kompensiert werden. "Bisher sind nur die Märkte in Schweden, Großbritannien und Deutschland vollständig geöffnet", sagte ein Bahnsprecher. Gerade Frankreich gilt hier als Gegenbeispiel. Dort müssen ausländische Firmen beim Einstieg noch viele Hürden bewältigen.

"Konkurrenz belebt das Geschäft und verbessert in der Regel den Service", kommentiert der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, die neue Lage. Mittelfristig hält es Naumann für sinnvoll, dass Fernstrecken - wie Regionalverbindungen - öffentlich ausgeschrieben werden. Dies würde sicherstellen, dass Verbindungen zwischen konkurrierenden Anbietern zeitlich aufeinander abgestimmt werden. "Für die Kunden sind gute Anschlüsse und Verbindungen wichtig."