3,5 Prozent Plus im dritten Quartal. Börsen reagieren mit Gewinnen. Auch Deutschland profitiert von dem Handel.

Hamburg. Die Milliardenstaatshilfen und Niedrigzinspolitik der USA haben ihr erhofftes Ziel voll erfüllt. Tausende Amerikaner folgten in den vergangenen Monaten dem Lockruf von Autoabwrackprämien und Steuererleichterungen bei Immobilienkäufen und versetzen dem Konsum damit einen deutlichen Schub: Die Bürger kauften 22,4 Prozent mehr Autos sowie 23,4 Prozent mehr Häuser und Wohnungen als im Vorjahresquartal und kurbelten damit die Konjunktur an.

Erstmals seit einem Jahr ist die krisengebeutelte US-Wirtschaft dadurch im dritten Quartal wieder deutlich gewachsen. Die größte Volkswirtschaft der Welt erzielte aufs Jahr gerechnet ein Plus von 3,5 Prozent - und damit den höchsten Zuwachs seit zwei Jahren. Zuvor war die Konjunktur vier Quartale in Folge geschrumpft (siehe Grafik).

Viele Ökonomen sprechen bereits vom Ende der schlimmsten Rezession seit den 1930er-Jahren. Auch die Börsen reagierten mit kräftigen Kursgewinnen. Die oberste Wirtschaftsberaterin im Weißen Haus, Christina Romer, kommentierte den Zuwachs erfreut: "Wir sehen eine Trendwende." Allerdings warnte die oberste Wirtschaftsberaterin von Präsident Barack Obama vor zu großer Euphorie: Die Zahl der Arbeitsplätze werde nur "schmerzlich schwach" steigen. Allein in der vergangenen Woche hätten 530 000 Menschen ihren Job verloren. Die Lage auf dem US-Arbeitsmarkt sei mit einer Arbeitslosenquote von etwa 9,4 Prozent so schlecht wie seit 26 Jahren nicht mehr.

Dreh- und Angelpunkt der Gesundung in Amerika wird sein, ob die US-Wirtschaft den Übergang von den milliardenschweren Antikrisenprogrammen hin zu einer Wiederbelebung der Nachfrage schafft. Insgesamt hatte die US-Regierung den Markt mit Konjunkturprogrammen über 787 Milliarden Dollar (532 Milliarden Euro) angekurbelt. Finanzhilfen, die jedoch schon Mitte nächsten Jahres auslaufen. Auch Deutschland dürfte vom Aufschwung in Amerika und dem anziehenden Welthandel profitieren, meint Alkis Henri Otto vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI). "Für Deutschland erwarten wir im dritten Quartal ebenfalls ein Wachstum."

Der Wirtschaftsexperte Nils Jannsen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht das "Ende der Rezession" in den USA erreicht. Allerdings stehe die Erholung insgesamt noch auf wackeligen Beinen. So geht der Ökonom zum Jahresanfang 2010 von einer Verlangsamung des Wachstumstempos aus, bevor es dann im zweiten Halbjahr wieder zulege. Insgesamt werden die USA laut IfW 2010 um zwei Prozent wachsen, nach einem Rückgang von 2,5 Prozent 2009.

Der Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, zweifelt unterdessen an der Strahlkraft der US-Erholung. "Deutschland wird nicht so stark vom Aufschwung in den USA profitieren." Amerika leide derzeit unter vielen Problemen - wie der hohen Schuldenlast des Staates und auch vieler Privatleute. Die Bürger hätten viel Geld durch sinkende Immobilienpreise verloren, der Staat müsse wiederum sein Außenwirtschaftsdefizit in den Griff bekommen. Dadurch könne nicht mehr so viel Geld für Importe ausgegeben werden, sondern die Amerikaner müssten mehr sparen.

"Die USA treten jetzt in eine Phase der Erholung", wertet Horn die positiven US-Zahlen. "Allerdings wird es noch Jahre dauern, bis das Niveau des Vorkrisenzustands wieder erreicht wird." Einen starken Aufschwung erwartet Horn in den USA noch nicht, da auch die Kapazitätsauslastung der Produktion noch schwach sei: "Der Patient USA kann die Intensivstation verlassen, aber noch nicht das Krankenhaus."