Konkurrenz und Kaufflaute erschweren das Geschäft. Dennoch plant der Konzern neue Jobs - auch in der Zentrale in Hamburg.

Hamburg. Bijou Brigitte, das Hamburger Unternehmen, welches Friedrich-Wilhelm Werner 1963 mit einem Kredit, einem Präsentationskoffer und einem Freund mit besten Verbindungen zur Plastik verarbeitenden Industrie in Hongkong gründete, ist nicht nur Europas Nummer eins in seiner Branche. Der Modeschmuckkonzern ist auch in der Krise weiter auf Wachstumskurs.

Allein in der Hamburger Zentrale werden bis zum nächsten Jahr 30 Arbeitsplätze dazukommen. Das Unternehmen will gut 60 neue Filialen eröffnen. Und mit dem Markteintritt in die Türkei wagt sich die Firma erstmals an die Grenze zu Asien.

Allerdings bekommt auch das nach dem französischen "bijou" (Schmuckstück) und dem Namen von Werners Ehefrau benannte Unternehmen die wachsende Konkurrenz und die Kaufflaute zu spüren. In den ersten neun Monaten erhöhte sich der Umsatz nur dank der Eröffnung neuer Läden um 4,1 Prozent auf 281 Millionen Euro. Auf gleicher Fläche habe sich dagegen ein Rückgang mit der gleichen Rate ergeben, wie das Unternehmen gestern mitteilte. "Die hohen Bruttomargen von bis zu 80 Prozent locken Konkurrenten an", sagt Christian Hamann dem Abendblatt. Der Haspa-Analyst nennt Wettbewerber wie die Beeline GmbH mit der Marke Six, aber auch Bekleidungsspezialisten wie H&M, die Ketten und Ohrringe als interessante Ertragsbringer entdecken.

Zwar stagnierte der Vorsteuergewinn von Bijou Brigitte bei 78,9 Millionen Euro. Aber wirtschaftlich gesund ist das börsennotierte Unternehmen dennoch. Friedrich-Wilhelm Werner, der den Vorstandsvorsitz 2008 an seinen Sohn Roland Werner (40) übergab und nun selber als Consultant seinem Lieblingsbereich - dem Einkauf - zur Verfügung steht, hat vorausschauend gewirtschaftet. Er gönnte sich mit der Woolworth-Tochter Rubin 1996 nur eine Firmenübernahme. Ansonsten legte er die Gewinne aus seinem Modeimperium stets zurück. Lohn für seine hanseatische Geschäftsführung ist heute eine sehr komfortable Eigenkapitalquote von mehr als 70 Prozent.

Nutzt das Unternehmen die volle Kasse für günstige Firmenkäufe in der Krise? Finanzvorstand Gert Koetke gibt sich ebenfalls hanseatisch, also recht verschwiegen, will aber nichts ausschließen: "Wir schauen uns um", sagte Koetke gestern dem Abendblatt. Denkbar sei eine Übernahme etwa von einzelnen Filialen des Weltmarktführers Claire's aus den USA, der nach Europa drängt, aber wirtschaftlich auf wackeligen Beinen steht.

Geld ausgeben wird das Unternehmen zunächst einmal in der Poppenbütteler Zentrale, in der bisher 430 Mitarbeiter die Versorgung der Filialen mit Schmuck sicherstellen: Für 5,5 Millionen Euro entsteht dort bis Mitte 2010 ein neues Lager mit 7500 Quadratmeter Betriebsfläche.