Kaum jemand spart so gern wie die Deutschen. Auf der Suche nach höheren Zinsen lohnt sich auch der Blick ins Internet.

Hamburg. Ob Krise oder nicht - vom Sparen lassen sich die Deutschen nicht abbringen. Besonders beliebt sind zeitlich befristete Einlagen wie Festgeld, die sich in den vergangenen zehn Jahren um über 90 Prozent erhöht haben, während vom klassischen Sparbuch zwölf Prozent der Gelder abgezogen wurden. Mit 11,2 Prozent ihres verfügbaren Einkommens legten die Deutschen doppelt so viel auf die hohe Kante wie im Durchschnitt der Europäischen Union. "Auch für dieses Jahr erwarten wir eine unveränderte Sparquote", sagt Jan Philip Weber vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken. "Der Spargedanke ist tief im Bewusstsein der Deutschen verwurzelt und wird von Generation zu Generation weitergegeben", sagt Marco Habschick vom Hamburger Beratungsunternehmen Evers & Jung. Den Weltspartag an diesem Freitag nutzen vor allem die Sparkassen, um Kunden zu gewinnen, denn dieser Tag wurde 1924 von den Sparkassen erstmals proklamiert, um nach Inflation und Einführung der Rentenmark wieder Vertrauen herzustellen.

"Wer regelmäßig Geld auf die hohe Kante legt, ist vor den Unsicherheiten des Lebens besser geschützt", sagt Weber. Zwar sind in Krisenzeiten die Zinsen niedrig, doch das tut der Sparneigung keinen Abbruch. Das Abendblatt hat Filialbanken in Hamburg nach ihren besten Angeboten gefragt. In Zeiten niedriger Zinsen setzen viele Institute auf jährlich steigende Zinsen. Bei der Sparda-Bank Hamburg legt der Zins von einem Prozent im ersten Jahr auf 3,50 Prozent im fünften Jahr zu. "Die durchschnittliche Rendite liegt bei 2,11 Prozent und der Anleger kommt nach einem Jahr aus der Anlage auch wieder vorzeitig heraus", sagt Banksprecher Dieter Miloschik. Bundesschatzbriefe laufen mindestens ein Jahr länger und bringen eine Rendite von 2,45 Prozent (Typ A). Wer sein Geld noch ein Jahr länger anlegt (Typ B), bekommt 2,74 Prozent. Auch bei Bundesschatzbriefen kann der Anleger seine Papiere nach einem Jahr wieder zurückgeben. "Das ist wichtig, denn wegen der niedrigen Zinsen sollte man sich nicht länger als zwei Jahre fest binden", rät Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Die Volksbank Hamburg bietet ein vierjähriges Wachstumssparen an, wobei der Zins von einem auf vier Prozent steigt. Frühestens nach einem Jahr kann man wieder aussteigen. Die durchschnittliche Rendite liegt bei 2,20 Prozent. Noch mehr bringt das Zuwachssparen der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Nach fünf Jahren beträgt die durchschnittliche Rendite 2,66 Prozent. Der Nachteil, falls die Zinsen schnell wieder steigen: Erst nach dem dritten Jahr (Verzinsung 2,3 Prozent) kommt man aus der Anlage heraus. So lange müssen sich auch die Kunden der Deutschen Bank binden, wenn sie 2,5 Prozent Zinsen pro Jahr wollen. Das Angebot gilt nur für frisches Geld.

Die Postbank bietet zwei Prozent auf der Sparcard direct, die wie ein Sparbuch funktioniert und nur über das Internet abgeschlossen werden kann. Bei der PSD Bank Nord warten die Kunden besser noch ab. Erst ab Mitte November soll es einen attraktiv verzinsten Sparbrief, das sogenannte Nikolaus-Angebot, geben, wie Banksprecher Steffen Sellnow sagt. Aktuell bringt ein einjähriger Sparbrief 1,8 Prozent und für zwei Jahre gibt es 2,2 Prozent, wenn im Internet abgeschlossen wird. Die vergleichbaren Konditionen bei der Hamburger Sparkasse betragen 0,90 Prozent für ein Jahr und 1,60 Prozent für zwei Jahre. Monatliches Sparen wird mit 1,42 Prozent belohnt. Besonders attraktiv ist bei der Haspa das Mäuse-Konto für Kinder. Für Sparbeträge bis 500 Euro gibt es fünf Prozent Zinsen. Darüber hinausgehende Beträge werden mit einem Prozent verzinst. Auch die Commerzbank will schon junge Sparer locken. Auf dem Scout Schüler-Sparkonto gibt es zwei Prozent und ein Startguthaben von 20 Euro.

Wer nicht auf Filialbanken angewiesen ist, kann im Internet nach noch höheren Zinsen suchen ( www.fmh.de ). Beim Tagesgeld macht die Direktbank der Sparkassen 1822direkt mit 2,75 Prozent das beste Angebot, auch weil es nicht auf Neukunden beschränkt ist. Die Advanzia Bank, die nicht der deutschen Einlagensicherung unterliegt, lockt mit 3,93 Prozent. Allerdings gilt der Zins nur für einen Monat. "Wer im Internet sucht, muss aufpassen, dass er nicht auf Lockangebote hereinfällt", sagt Castelló. Auch die ING-DiBa wirbt mit einem Zinssatz, der nur noch bis Ende Januar gilt.