Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin holt auf: Beim Flugangebot von Hamburg aus wird die Airline 2010 erstmals mit dem Branchenprimus Lufthansa gleichziehen.

Hamburg. Beide Unternehmen kämen dann auf einen Marktanteil bei den Hamburger Passagieren von je rund 30 Prozent, sagte Flughafenchef Michael Eggenschwiler. Mit neuen Strecken und erhöhten Flugfrequenzen auf bestehenden Routen werde Air Berlin den Marktanteil von derzeit 28,5 Prozent auf etwa 31 Prozent steigern, sagte Christoph Debus, Vorstandsmitglied der Fluggesellschaft. Für das Frühjahr 2010 sind neue Verbindungen von Hamburg nach Bari an der süditalienischen Adriaküste und nach Pristina im Kosovo geplant.

Schon zum Winterflugplan 2009/2010 hat Air Berlin die Städtestrecken von TUIfly übernommen und teilweise die Zahl der Flüge heraufgesetzt. Die neue Route von Hamburg nach Frankfurt, die seit dem vergangenen Sonntag besteht, sei gut gestartet, sagte Debus. Die Lufthansa hatte die Aufnahme dieser Strecke zu ihrem Heimatflughafen als "Frontalangriff" tituliert. "Wenn man bedenkt, dass wir maximal sechs Flüge täglich nach Frankfurt anbieten, die Lufthansa aber mehrere Tausend, ist diese Bezeichnung wohl kaum angemessen", sagte Debus. Bei einem Anteil der Air Berlin von mittlerweile 40 Prozent am Markt der innerdeutschen Flüge seien solche Überschneidungen des Streckennetzes ohnehin unvermeidlich. "Außerdem hat die Lufthansa-Tochter Germanwings mehrere bisherige TUIfly-Routen von Hamburg aus ebenfalls in ihr Programm aufgenommen", so Debus. "Auch das könnte man als Angriff werten. Ich bezeichne es als normalen Wettbewerb." Die Frankfurt-Strecke sei von Air-Berlin-Geschäftskunden gefordert worden.

Mit 1,3 Millionen Passagieren (2008) ist die Route Hamburg-Frankfurt die zweitstärkste Verbindung des Flughafens der Hansestadt - auf dem ersten Platz rangiert die München-Strecke mit 1,7 Millionen Passagieren, auf dem dritten Rang liegt Stuttgart mit 800 000 Gästen. "Ich bin überzeugt, dass die Frankfurt-Verbindung einen Wachstumsschub erleben wird, so wie wir das durch zusätzliche Flüge auch schon bei den beiden anderen führenden Strecken gesehen haben", sagte Eggenschwiler. "Mit Norddeutschland und dem Rhein-Main-Gebiet sind zwei wirtschaftlich wichtige deutsche Metropolregionen miteinander verbunden, da ist genügend Platz für zwei Fluggesellschaften."

Dem Abschwung der Passagierzahlen in diesem Jahr konnte sich allerdings auch Air Berlin nicht entziehen: Während der Verband der europäischen Fluggesellschaften in den ersten sechs Monaten ein Minus von 10,3 Prozent hinnehmen musste, beförderte Air Berlin 5,6 Prozent weniger Passagiere. Die Lufthansa meldete gestern für die ersten neun Monate 2009 einen Verlust von 32 Millionen Euro.