Jahrelang hat die deutsche Hotelbranche für einen ermäßigten Mehrwertsteuersatz gekämpft. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung ist das Vorhaben jetzt festgeschrieben. Vom 1. Januar 2010 an soll eine Nacht im Hotel nur noch mit sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer belegt werden.

Hamburg. Doch die Kunden werden davon nur zum Teil profitieren. Denn 49 Prozent der Steuerersparnis wollen die Hoteliers in ihre Häuser wieder investieren. "Das ergibt sich aus einer Umfrage unter 5700 Unternehmern", sagt Gregor Maihöfer, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes in Hamburg (Dehoga). So würden rund 1,8 Milliarden Euro wieder in die Wirtschaft gelangen und Steuerausfälle des Staates kompensieren.

Das bestätigt auch eine Umfrage des Abendblatts unter Hamburger Hotels. "Ich werde in den Wintergarten und die Zimmer investieren", sagt Lutz Nicolaus, Inhaber des Hotels Senator. Auch die Lindner-Hotels, die in Hamburg zwei Häuser unterhalten, wollen Geld in die Hotels und die Qualifikation der Mitarbeiter stecken, wie Unternehmenssprecherin Ulrika Brandt sagt. 21 Prozent der möglichen Einsparungen planen die Hoteliers für Lohnerhöhungen und Qualifikationen ein. "Natürlich werden wir auch eine gewisse preisliche Flexibilität zeigen", sagt Brandt. Karl Schlichting, Direktor des Steigenberger Hamburg, kann die Auswirkung auf die Endpreise noch nicht abschätzen. Nach der Umfrage werden nur rund 20 Prozent der Steuerersparnis an die Kunden weitergegeben.

Bisher haben 21 von 27 EU-Regierungen ihrer Hotellerie den Mehrwertsteuersatz reduziert. "Die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotelleistungen ist schon lange überfällig", sagt Stephan Gerhard, Gründer der Treugast Solutions, einer Beratungsgesellschaft für Hotellerie. "Denn für deutsche Hotels ist die geringe Nettorate, also der Preis nach Abzug der an das Finanzamt abzuführenden Mehrwertsteuer, das größte Problem." Bei einem Zimmerpreis von 100 Euro, verbleiben dem Hotelbesitzer jetzt 84 Euro. Künftig wären es 93,46 Euro, wenn der Endpreis unverändert bleibt. Würde sich der Hotelier mit 84 Euro begnügen, müsste der Gast knapp 90 Euro bezahlen und rund zehn Euro sparen. "Den Hotels ist zu wenig Geld geblieben, um in ihre Objekte und das Personal zu investieren, sodass nicht die gesamte Ersparnis an die Kunden weitergegeben werden kann", sagt Gerhard. Harte Preisverhandlungen erwartet der Experte im Geschäftsbereich, da Unternehmen die Mehrwertsteuer verrechnen können. "Wenn die Firmen nicht mehr 19, sondern nur noch sieben Prozent ihrer Hotelrechnungen vom Finanzamt zurückerstattet bekommen, werden sie Preiszugeständnisse verlangen."

Mit zehn Prozent der Einsparungen durch die niedrigere Mehrwertsteuer wird das Betriebsergebnis gestärkt, geht aus der Umfrage der Dehoga hervor. "Da viele Unternehmen Verluste schreiben, ist das gerechtfertigt", sagt Experte Gerhard.