Als erste deutsche Großbank führt die Comdirect eine Pauschalgebühr für die Kundenberatung ein.

Hamburg/Quickborn. "Wir haben uns vom Broker zur Vollbank entwickelt. Mit der ,Anlageberatung plus' wollen wir jetzt zur Erstbank für unsere Kunden werden", sagte der Chef der Commerzbank-Tochter, Michael Mandel, dem Abendblatt. Für eine Gebühr von 0,05 Prozent des Anlagebetrags, mindestens aber 24,90 Euro im Monat, können jene Comdirect-Kunden, die dieses Angebot wählen, von der zweiten November-Hälfte an mit zunächst 20 Beratern telefonieren. Fünf weitere Berater sucht Mandel noch. Produktprovisionen fallen dann nicht mehr an, die Transaktionen kosten so viel wie bei Comdirect sonst auch.

Verbraucherschützer fordern die Beratung auf Honorarbasis schon lange. Sie gehen davon aus, dass ein Bankberater eher auf die Kundenbedürfnisse eingeht, wenn er nicht auf die Provisionen für einzelne Produkte schaut.

"Der Treiber für diese Entwicklung ist die Quirin-Bank, die bereits Honorarberatung anbietet", sagt Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau dem Abendblatt. "Es ist eine neue Kundengeneration herangewachsen, die der klassischen Bank nach wie vor kritisch gegenübersteht und die Vorzüge einer Direktbank mit Beratung verbinden möchte."

Die Kunden seien seit ihrer Jugend bei einer Direktbank, haben mit 25 Jahren schon etwas Geld verzockt und mit 35 Jahren hätten sie inzwischen anderes zu tun, als viele Stunden in die Auswahl von Wertpapieren zu investieren. Die ING-DiBa, die größte Direktbank in Deutschland, will keine Honorarberatung anbieten. "Wir bleiben bei einfachen und transparenten Produkten", sagt Banksprecher Andre Kauselmann.

Die Honorarberatung wird es schwer haben, so lange die Kunden nicht erkennen, wie viel sie bei einer scheinbar kostenlosen Beratung der Bankfiliale bezahlen. Bei einem Kauf von Investmentfonds im Wert von 10 000 Euro sind das bei fünf Prozent Ausgabeaufschlag 500 Euro, was dem Honorar für mehr als drei Beratungsstunden entspricht. Für eine Beratungsstunde müssen in der Regel 150 Euro kalkuliert werden.

Comdirect hat im dritten Quartal den Gewinn vor Steuern um 21 Prozent auf 24,8 Millionen Euro gesteigert. Die Bank peilt im Gesamtjahr einen Vorsteuergewinn von mehr als 70 (Vorjahr: 78) Millionen Euro an. 66,4 Millionen Euro hat sie nach neun Monaten bereits erreicht.