Neue Modelle beim Apple-Konzern, hoher Gewinn, Rekord beim Aktienkurs - hinter all dem steht Gründerlegende Steve Jobs.

Hamburg. Gibt es einen besseren Kontrast als eine Krise der Weltwirtschaft? Einen besseren Hintergrund als abstürzende Märkte, Gewinne, Aktienkurse? Das US-Marktforschungsinstitut Gartner kommt in einer neuen Studie zu dem Schluss, dass 2009 das bislang schlechteste Jahr in der Geschichte der Informationstechnologie (IT) war. "Die Branche wird 2010 wieder wachsen", teilte das Institut Anfang der Woche mit, sie werde aber erst im Jahr 2012 wieder das wirtschaftliche Niveau von 2008 erreichen, als die Krise volle Wucht entfaltete.

Den Apple-Konzern scheint all das nicht zu berühren, nicht zu treffen. Am Dienstagabend stellte das Unternehmen überraschend neue Computer vor, zwei Tage vor der Präsentation des neuen Betriebssystems Windows 7 von Microsoft. Zuvor hatte Apple spektakuläre Zahlen für das vierte Quartal seines Geschäftsjahres gemeldet - ein Anstieg von 17 Prozent auf mehr als drei Millionen Exemplare bei den verkauften Computern, von sieben Prozent auf 7,4 Millionen Stück beim Multimediahandy iPhone. Der Quartalsgewinn betrug 1,67 Milliarden Dollar, der Kurs der Apple-Aktie erreichte bei 203 Dollar zeitweise seinen bislang höchsten Stand. Konzernchef Steve Jobs kündigte die nächste Produktoffensive für 2010 an. Unter anderem warten Kunden und Fachwelt auf ein neues iPhone.

Das Feuerwerk der guten Zahlen wirkte wie ein Willkommensgruß zu Jobs' Rückkehr in das Unternehmen. Erst Anfang September war Jobs für Apple wieder öffentlich aufgetreten, das erste Mal seit Jahresbeginn. Er habe sich einer Lebertransplantation unterziehen müssen, teilte er mit. Schon im Jahr 2004 hatten Mitarbeiter, Kunden und Fans um Jobs gebangt. Damals litt er an Bauchspeicheldrüsenkrebs, der geheilt werden konnte.

Apple ist dem Mann, der das Unternehmen 1976 mit seinem damaligen Partner Steve Wozniak gegründet hatte, bis heute engstens verbunden. 1985 verließ Jobs nach ersten großen Erfolgen wie dem Computer Macintosh Apple im Streit. In den 90er-Jahren rutschte das Unternehmen von Krise zu Krise - bis Jobs zurückkehrte und im Jahr 2000 erneut die Führung übernahm. Seither ging es für Apple steiler aufwärts als je zuvor.

Mit dem iPod wiederholte Jobs die Erfolgsgeschichte des Walkmans auf digitale Art. Der kompakte Musikspeicher wurde zum Vorreiter einer völlig neuen Produktgeneration. Mit dem iPhone verband Apple Handy und Internet - heute ist das Unternehmen der drittgrößte Hersteller von Mobiltelefonen. "Apple", jubelte dieser Tage ein Analyst, "hat mit dem iPhone den großartigsten Produktzyklus des Planeten."

Bei alledem verfeinerte Apple die Technologie und das Design seiner tragbaren und stationären Computer immer weiter. Apple-Rechner sind längst kompatibel mit dem weltweit dominierenden Softwaresystem Windows von Microsoft. Doch sie arbeiten mit eigenen Betriebssystemen. Zwar kosten die Maschinen mit dem Apfelsymbol mehr als die der Konkurrenz. Dafür aber sind sie mit ihrer grafischen und sensorgesteuerten Benutzeroberflächen wesentlich einfacher zu bedienen. Obendrein bieten Apple-Geräte weniger Angriffsfläche für Computerviren, denn die Kriminellen, die diese elektronischen Killer ins Netz schleusen, zielen damit meist auf die Standardprogramme von Windows.

Mit hochwertigen Produkten und konsequenter Markenpflege hat sich Apple eine ungemein treue Fangemeinde erarbeitet. Die Unternehmensberatung Vivaldi Partners veröffentlichte kürzlich in Kooperation mit der Universität Innsbruck eine Studie über den "Social Brand Value", den sozialen Markenwert prominenter Produkt- und Dienstleistungsmarken. Apple belegte Platz eins, gefolgt vom Internetportal StudiVZ und der Online-Suchmaschine Google.

Steve Jobs ist für Apple das, was Bill Gates für Microsoft darstellt. Beide Unternehmer zählen zu den Legenden, die an der amerikanischen Westküste die moderne Informationstechnologie begründet haben. Während sich Gates bei Microsoft längst zurückgezogen hat und sich um seine wohltätige Stiftung kümmert, treibt Jobs Apple weiter voran. Dreimal ist Steve Jobs zu Apple zurückgekehrt, zweimal nach schwerer Krankheit. Was mit Apple geschieht, wenn der Gründer endgültig geht, vermag heute wohl niemand zu sagen.