Ein Jahr nach dem Tiefpunkt der Bankenkrise verdient die Deutsche Bank wieder gut. Doch die Anleger zeigten sich enttäuscht und schickten die Aktie gestern auf Talfahrt.

Trotz eines Gewinns vor Steuern in Höhe von 1,3 Milliarden Euro im dritten Quartal verlor die Aktie 2,4 Prozent und schloss bei 54,00 Euro. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn bei 93 Millionen Euro. Die Reaktion an der Börse zeige, dass das Risiko schon wieder stärker belohnt werde, sagt Bankenexperte Andreas Pläsier von der Hamburger Bank M.M. Warburg & CO dem Abendblatt.

Die Analysten hatten zwar mit einem geringen Gewinn von bis zu 1,2 Milliarden Euro gerechnet. "Die hohen Gewinne amerikanischer Investmentbanken haben aber zusätzliche Erwartungen geweckt", sagt Christian Hamann von der Hamburger Sparkasse. "Den Anlegern war das Ergebnis nicht gut genug", sagt er. JPMorgan hatte im dritten Quartal allein 3,6 Milliarden Dollar verdient. Bei Goldman Sachs hatte sich der Gewinn im Vorjahresvergleich vervierfacht. Die Investmentbanken waren in der Finanzkrise mit Milliarden vom Staat gestützt worden, haben Konkurrenten verloren und profitieren vom Hunger der Investoren und der Unternehmen auf frisches Kapital. "Da die Deutsche Bank den Eigenhandel stark zurückgefahren hat, kann man auch nicht erwarten, dass sie Ergebnisse wie Goldman Sachs vorweist", sagt Pläsier. Insgesamt kommt die größte deutsche Bank in den ersten neun Monates des Jahres auf ein Nettoergebnis von 3,7 Milliarden Euro. "Überraschend ist die hohe Kernkapitalquote der Bank von 11,7 Prozent", sagt Hamann. Damit sei sie gut gerüstet. Detaillierte Zahlen wird die Bank erst am 29. Oktober vorlegen. "Ich rechne dann mit einem guten Ergebnis in den jeweiligen Sparten", sagt Pläsier.

M.M.Warburg hält die Aktie nach wie vor für kaufenswert, die Haspa nur für haltenswert. "Unser Kursziel liegt bei 62 Euro", sagt Pläsier. Mit einer Kapitalerhöhung rechnet er nicht. "Die Übernahme von Sal. Oppenheim und des Firmenkundengeschäfts von ABN Amro in den Niederlanden ist auch ohne frisches Geld möglich."