Zur Rettung ihres Unternehmens gaben alle ihre Zustimmung - vom kleinen Angestellten über Abteilungsleiter, vom Chef bis hin zum Vorstand.

Hamburg. Jeder der rund 1100 Beschäftigten von Hapag-Lloyd in Deutschland stimmte jetzt nach Informationen des Abendblatts dem Anfang September angekündigten umfangreichen Sparprogramms zur Sanierung des Unternehmens zu.

Neben allgemeinen Kostensenkungen im Schifffahrtsbereich sieht der Sparplan deutliche Absenkungen der Einkommen um bis zu 20 Prozent vor. Insgesamt will das Unternehmen - wie berichtet - damit jährlich Kosten von mehr als einer Milliarde Dollar einsparen. Die Zustimmung zu dem Sparprogramm durch die Belegschaft gilt als letzte Voraussetzung für die Gewährung einer Staatsbürgschaft über 1,2 Milliarden Euro, die der Bund und Hamburg der angeschlagenen Reederei Anfang Oktober im Rahmen des staatlichen "Wirtschaftsfonds Deutschland" zur Absicherung von Krediten genehmigt hatte.

Die Reedereieigentümer, der Touristikkonzern TUI und das Hamburger Konsortium Albert Ballin, zu dem unter anderem die Stadt Hamburg, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne und die HSH Nordbank zählen, hatten bereits Hilfen im Wert von 1,9 Milliarden Euro als Beitrag zugesteuert. Zentrale Punkte des Personalsparprogramms sind der sozialverträgliche Abbau von 120 Stellen bis Ende 2010, der Gehaltsverzicht sowie eine Verlängerung der Kurzarbeit bis ins nächste Jahr. Der Stellenabbau soll ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen, wie der Vorstandschef Michael Behrendt bei einer Betriebsversammlung im September versicherte.

In der Regel büßen die Mitarbeiter etwa fünf Prozent ihres Gehalts ein. Vorstand, Geschäftsführer und Abteilungsleiter verzichten sogar auf zehn bis 20 Prozent ihres Gehalts. Der Beitrag jedes Einzelnen ist nach der individuellen Einkommenshöhe gestaffelt. Die Regelung gilt auch für die rund 500 Seeleute. So verzichten Kapitäne auf zehn Prozent ihres Entgelts, Besatzungsmitglieder und Offiziere auf bis zu 7,5 Prozent. Die Tariferhöhungen zum 1. September werden auf über dem Tarif liegende Bezüge angerechnet. Die Einschnitte sollen mit dem im Mai gezahlten 13. Monatsgehalt verrechnet werden.

Da Hapag-Lloyd seine Mitarbeiter außertariflich entlohnt, wurden die Einschnitte mit jedem Beschäftigten persönlich vereinbart. "Für die Beschäftigten ist es ein Solidarbeitrag zum Erhalt des Unternehmens", sagt der Ver.di-Fachbereichsleiter Verkehr, Dietmar Stretz. Personalkosten bei Hapag-Lloyd machen weniger als zehn Prozent der Gesamtkosten aus, insofern könnten sie immer nur einen vergleichsweise geringen Beitrag zur Kostensenkung leisten, so Stretz. Nach Kenntnis des Gewerkschafters seien derzeit keine weiteren Einsparungen beim Personal geplant.